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"Virtuelle Ausstellungen" im Technischen Museum

Sie nennen es "Virtuelle Ausstellungen" und haben bisher vier Themenschwerpunkte anzubieten: Pressgläser, Apothekengefäße, Postbüchel, Briefköpfe. Damit soll dem leidigen Thema "Wir haben viel mehr als wir ausstellen können" im TMW sukzessive Abhilfe geschaffen werden. Ca. 250 Objekte sind bereits online: Bild plus bisweilen sehr ausführliche Erläuterung, Plansoll sind derzeit 500 Inventarstücke. Es handelt sich aber nicht um ein Durchklicken durch eine Bildersammlung, sondern zu den einzelnen Objekten bzw. Sachgruppen werden Sammlungshintergründe ebenso erzählt wie über zeitgeschichtliche Zusammenhänge berichtet, vor allem auch im Hinblick auf technische Entwicklungen. Lässt man die Initiative als Ausstellung durchgehen, so sind das die "Saaltexte". Auf den ersten Blick erwartet man diese vier Sammlungsbestände nicht unbedingt im Technischen Museum - Postbüchl und Briefpapier von Unternehmen könnten genausogut in der Nationalbibliothek einsichtig sein. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gingen jedoch Unternehmer vermehrt dazu über, ihre Firmenbriefbögen mit den Geschäftsadressen, ggf. Produktlisten und auch verliehenen Prämierungen, aber auch mit ihren Produktionsstätten zu bebildern - das ist dann doch indirekt ein Stück nachvollziehbare Technik-Geschichte. Und dass sich seit der Post-Zeitung aus dem Jahr 1757 nicht nur einiges am Layout und Inhalt verändert hat, sondern auch die technischen Innovationen in der Zustellung sich enorm gewandelt hat, bedarf im Zeitalter des E-Mails keiner weiteren Erklärung. Anhand von etwa 50 Postbücheln, den Tarifbroschüren die immer zu Neujahr zugestellt werden, wird thematische Vielfalt angerissen, vom "Spektakel" Weltausstellung über das "Fräulein im Amt" alias Klingelfee bis zur Flugpost - die man anhand von 1000 Exemplaren in der Bibliothek dann weiter studieren kann. Diese Wandlungsgeschichte kann also in großen Zügen virtuell nachvollzogen werden. Biedermeier assoziiert man nicht sofort mit Pressglas - die Sammlung des TMW stellt diese Gedanken-Verknüpfung rasch her und belegt mit entsprechenden Beispielen aus USA, wo in Boston zwischen 1825 und 1828 die Technologie zur Pressglas-Erzeugung erfunden wurde. Ebenso Exemplare aus Frankreich, Prag, Österreich/Steiermark - die Geschichte dazu chanchiert zwischen Know-How-Transfer und Betriebsspionage... Arthur Krupp aus Berndorf (NÖ), bekannt als Großindustrieller, fungierte auch als Vorsitzender im Kuratorium des neu gegründeten Technischen Museums für Industrie und Gewerbe in Wien. Als solcher schenkte er 1917 - mitten im Ersten Weltkrieg - seine Sammlung von Apothekengefäßen dem Museum, laut Transportschein 1334 Stück. Gedrechselte "archaische" Holzdosen, Albarelli, Chevretten und verschiedene weitere Typen - in 18 Kategorien gegliedert - können nun online nach ihrer Form, nach Stil, Provenienz und Funktion eingesehen, studiert, verglichen werden. - Einzelne Raritäten aus dieser Sammlung sind in den Vitrinen beim TMW-Cafe auch "in echt" zu sehen. www.tmw.at
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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