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Naturbegriffe, Blicke: Gespräch über Bäume

Man sieht nur, was man weiß: Mit diesem, bei Goethe entlehnten, Spruch schlägt ein Verlag für Reiseführer seine Werbetrommel. Das wirkt als Slogan, weil es, sozusagen auf den ersten Blick, plausibel wirkt. Zwar ist es beim Olympier etwas, nun ja, transzendentaler gemeint, aber immerhin: Andächtig trägt man den Baedeker bei sich, seiner Wahrnehmung nunmehr gewiss. \"Naturbegriffe, Blicke\" nennt sich die jüngste Ausstellung der Galerie Krobath Wimmer, und offenbar meint man mit diesem sehr profund klingenden Motto etwas Ähnliches wie die Publizisten des Vademecums. Es geht um Natur. Wenn man auf sie blickt, so legt es der Titel nahe, dann braucht man eine Vorstellung von ihr, einen Begriff. Dieser wiederum findet seinen Niederschlag im Bild. Schließlich treffen wir ihn ja in einer Galerie. So tiefsinnig wie der Titel gibt sich auch die Schau. Sieben Arbeiten von sechs Künstlern sind aufgereiht, von jüngster Provenienz und insgesamt recht avanciert. So führen sie ein Gespräch über Bäume. Das ist mittlerweile längst kein Verbrechen mehr, im Gegenteil, die Runde scheint sehr angeregt. Und doch müssen wir nachfragen. Wenn Herbert Brandl einen seiner Berge malt und Martin Eiter einen der seinen fotografiert, dann scheint es eher um einen Bild- denn um einen Naturbegriff zu gehen. Wenn Julian Opie einen Baum in poppigem Schlichtestkontrast auf jeweils eine Tafel bringt und Otto Zitko einmal mehr seine Schlieren zieht, dann ist das Motiv doch eher nebensächlich. Und wenn Franz Graf einige nackte Frauen ablichtet und etwas Buschwerk um die Damen drapiert, dann ist die Natur nur noch ein Bonsai. Lediglich Ingeborg Strobls fotografische Dokumentation jener unerhörten Begegebenheit, bei der Ameisen über eine Kartoffelscheibe herfallen, gibt sich den Anschein, als würde hier nachgedacht, was diese seltsame Unhintergehbarkeit namens Natur ausmacht. Nicht, dass Künstler keine Naturbegriffe hätten - Lois Weinberger, Per Kirkeby, Carsten Höller haben ihnen ein ganzes Oeuvre verschrieben. Allerdings brauchen Künstler nicht unbedingt welche. Und Accrochagen brauchen sie um so weniger.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Naturbegriffe, Blicke
30.01 - 09.03.2002

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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