Ursula Maria Probst,
Kontakt. Die Sammlung der Erste Bank Gruppe: Was ist Kunst?
Dem Belgrader Künstler Rasa Todosijevic zu Folge, ist die Art, wie ein Künstler eine Frage zur Kunst stellt, bereits ein Kunstwerk. In der Videofassung von "Was ist Kunst?" (1978) erhebt der Künstler durch die monotone Wiederkehr dieser Frage den Anspruch auf die Kontrolle seines eigenen Diskurses. Derzeit wird die Kunstszene in Belgrad trotz engagiertem Programm von Galerien wie 03one oder Remont nicht gerade von einer Welle der internationalen Aufmerksamkeit erfasst.
Die im Museum für Moderne Kunst Belgrad stattfindende Ausstellung der Sammlung der Erste Bank-Gruppe bildet zwar eine Ausnahme, doch die junge Belgrader Szene ist in der Sammlung nicht präsent.
Seit 2004 ist die neu strukturierte Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe Teil eines Kulturprogramms, welches unter dem Motto "Kontakt" läuft. Pate dafür stand ein Anti-Happening des slowakischen Künstlers Julius Koller für das er eine Textkarte mit dem grünen Stempel "KONTAKT" markierte. Vor allem KünstlerInnen aus den postkommunistischen Ländern, in welchen die Erste Bank-Gruppe äußert erfolgreich den Finanzmarkt bearbeitet, finden Eingang in ihre Sammlung, bulgarische KünstlerInnen zählen bis dato nicht dazu. Die meisten von ihnen sind aufgrund des derzeitigen Sammlungstrends für konzeptuelle Kunst der späten 1960er und 1970er wie Sanja Ivekovic, Edward Krasinski, Jiri Kovanda, Julius Koller, IRWIN oder VALIE EXPORT international bekannt, junge ebenfalls erfolgreiche performative KünstlerInnen wie Roman Ondak, Carola Dertnig, Milica Tomic, Tanja Ostojic oder Sejla Kameric bilden die Ausnahme.
Gefiltert durch das Know-How eines Beirats zu welchem neben Georg Schöllhammer, auch Jirí Sevcík, Silvia Eiblmayr, Branka Stipancic, und Adam Szymczyk zählen, sowie der Vernetzungskompetenz des Kurators Walter Seidl wird deren ästhetischer und sozialer Kontext aufgearbeitet.
Die Eröffnung der Ausstellung im Museums Moderner Kunst fand exakt einen Tag vor den serbischen Parlamentswahlen statt. Als radikale Intervention im Museum Moderner Kunst funktionierte die Ausstellungsarchitektur von Nicole Six & Paul Petritsch durch den Einbau von vier "White Cube - Paraphrasen" als perfektes Gegenmodell zur spätmodernistischen Architektur. Ein Porträt des Künstlers Mladen Stilinovic aus seiner Installation "Red-Pink", die zwischen 1973 und 1983 entstand und ihn mit roter rausgestreckter Zunge zeigt, wurde als öffentliche Aktion von "Kontakt Belgrad" auf Rolling Billboards zwischen die Wahlkampagne geschaltet.
Die polnische Künstlerin Natalia LL (Natalia Lach-Lachowicz) verbindet in ihrem provokanten Video "Consumer Art" (1972-75) den Kunstkonsum mit Sexualität und Macht. Die 2003 entstandene Posteraktion "Bosnian Girl" der bosnischen Künstlerin Sejla Kameric verfehlt auch heute nicht ihre radikale Schockwirkung. Selja Kameric zählt zu jener Künstlergeneration, die während des Krieges in Sarajevo aufgewachsen ist und die grausame Grenzen zwischen Leben und Tod am eigenen Leib verspürte. Auf dem Poster, welches aus einer Werbekampagne von Clavin Klein stammen könnte, zitiert sie das Graffiti eines holländisches UN-Soldaten von 1994/95: "NO TEETH...?/A MUSTACHE...?/SMEL LIKE SHIT...?/BOSNIAN GIRL!" - eine Brutalität, welche sich in völligem Kontrast zum Selbstporträt der schönen jungen selbstbewußten Frau befindet.
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Kontakt. Die Sammlung der Erste Bank Gruppe
20.01 - 01.03.2007
Museum für Moderne Kunst Belgrad
11070 Belgrad, Uscé 10, Blok 15
Tel: +381 11 - 311 57 13, Fax: +381 11 - 311 29 55
Email: msub@msub.org.yu
http://www.msub.org.yu
20.01 - 01.03.2007
Museum für Moderne Kunst Belgrad
11070 Belgrad, Uscé 10, Blok 15
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