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Ákos Birkás - Arbeiten 1975-2006: Modeerscheinung

Jahre, Jahrzehnte hat Ákos Birkás seine Ovale, abstrahierte "Köpfe" gemalt. Folgerichtig empfangen den Besucher seiner Einzelausstellung im Ludwig Múzeum Budapest eben jene Bilder, mit denen der Maler bekannt wurde. Sie nehmen naturgemäß viel Platz ein - ein bisschen zu viel; nach dem x-ten Kopf fällt es schwer, den Ovalen noch etwas abzugewinnen. Seine spannendsten Phasen, das zeigt sich in der Ausstellung, die einzelne Werkphasen recht säuberlich voneinander trennt, hatte Birkás wohl vor seinen meditativ-abstrahierten Köpfen (als er in witzigen Fotografien subtile Kritik an der Institution Museum und an diversen Künstlermythen übte), und unmittelbar danach: Da malte er Gesichter von Bekannten, Freunden und Familienangehörigen, nach Fotografien auf immer länger werdende Leinwände. Meistens ziehen seine Protagonisten ein Gesicht, kratzen sich am Kopf, grinsen starr den Betrachter an oder werden von Lachkrämpfen geschüttelt. Dabei haben sie rein gar nichts miteinander zu tun - außer, dass sie auf derselben Bildfläche sind, und dass sie allesamt durch Birkás` Farbfilter gesehen werden: blaue Bärte und grüne Gesichter müssen sie dafür schon in Kauf nehmen. Genau diese Arbeiten sind wohl die unverwechselbarsten und einzigartigsten in diesem wechselhaften Werk. Irgendwann nämlich muss Birkás, leider, beschlossen haben, ein bisschen mehr Pep in seine Malerei zu bringen. Da schwindelten sich plötzlich Explosionen und Brände zwischen seine Gesichter, und schließlich demonstrieren Menschenmassen, wahrscheinlich irgendwo im arabischen Raum, kauern Menschen in roten Decken, vielleicht auf Lampedusa, und dann sitzen irgendwelche Leute an irgendwelchen Tischen und reden vielleicht irgendwas, vielleicht auch nicht. Die Bildermassen, die auf uns einprasseln, wolle er damit reflektieren, lässt Birkás verlauten. Nicht weniger modisch als dieses Ansinnen wirkt seine aktuelle Malerei selbst, wenn sie auch technisch gelungener ist als vieles, was sich derzeit so auf den Messen und Auktionen tummelt. Trotzdem: Schade, dass ein Maler, der einen derart singulären Weg beschritten hat, sich nun in den Mainstream einordnet.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ákos Birkás - Arbeiten 1975-2006
24.11.2006 - 04.02.2007

lumu - Ludwig Museum
1095 Budapest, Komor Marcell u. 1.
Tel: +36 1 555 3444, Fax: +36 1 555 3458
Email: info@ludwigmuseum.hu
http://www.ludwigmuseum.hu
Öffnungszeiten: Di-So 10-20 h


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