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mahony - schäbiger Mond, leuchte: Unter Kollegen

Ihre Ausstellung bei Layr Wüstenhagen haben Mahony ins Zeichen von Caspar David Friedrich gestellt. Ihr Augenmerk gilt aber weniger der Person "CDF" (© Mahony) als vielmehr jenen Mechanismen der Künstlervermarktung, die Caspar David Friedrich zum Klischee des einfühlsam-einsamen Malergenies gemacht haben. Fast erweckt es den Eindruck, als würden die vier Mahony-Künstler, die alle in den letzten Jahren ihr Diplom an einer der beiden Wiener Kunstuniversitäten abgelegt haben, für den Älteren in die Bresche springen und mit der Inszenierung "Schäbiger Mond, leuchte" versuchen, das arg aus dem Lot geratene Bild des Kollegen künstlerisch zurechtzurücken - von Kollegen zu Kollege sozusagen zu retten, was zu retten ist. Ihre Mittel dafür: Anmut, Witz, Ironie in friedlicher Eintracht mit Armut und Hässlichkeit. Vielsagend schon der erste Raum der Galerie: Schmutzigweiß, grau, sandgelb, also gar nicht lieblich gefärbt, hängt da ein riesiges Landschaftsbild, dessen Mitte eben jenes Zelt zeigt, das Mahony im Juli 2006 in der Sächsischen Schweiz aufschlugen, als sie sich während des WM-Finales, auf Friedrichs Spuren begaben. Die billige Technik der Nitrofrottage lässt Bilduntergrund und Oberfläche nahezu eins werden. Zur Untermauerung des Bildtitels "Italien ist Weltmeister" erschallt aus einem daneben an der Wand angebrachten Lautsprecher im Loop Stadionjubel. Das Zeltsujet weist auf den Beobachterstandpunkt, also die kommentierende Position hin. Szenenwechsel: Mittten in Raum 2 steht eine drei Meter hohe Holzstiege, die ins Nichts führt. Daneben tröpfelt auf eine Skulptur von der Decke unablässig Wasser, mittels einer über vier Spazierstöcke gespannten Herrenunterhose wird es in eine Plastikflasche befördert. Daneben an der Wand zollt ein elegantes Wandobjekt namens "Pilgerwasser" dem CDF-Tourismus Rechnung. Pointiert bringen Mahony hier ihr surrealistisch-dadaistisches Repertoire zur Anwendung. In Raum 3 schließlich vier romantisch überhöhte Selbstbildnisse der Mahony-Mitglieder. Angesichts ihrer Nostalgienote könnte jedes einzelne genausogut aus einem Souvenirladen der "CDF"-Wanderarena in der Sächsischen Schweiz stammen. Die ironisch-realistische Wende inszenieren Mahony in den Hinterräumen der Galerie: Im Stiegenhaus, auf dem Gang und in der an die Galerie angeschlossenen Garage haben sie weitere Nitrofrottagen platziert, allesamt nachgestellte "CDF"-Sujets: Tannenwälder, ein Hünengrab, einsame Wanderer. Abermals wird jede potentielle Romantik sowohl durch die einfache Technik als auch die schmutzige Farbpalette konterkariert. Ganz am Ende, in der Garage, schließlich die Auflösung in Form eines grob gezimmerten mannshohen Holzkastens, in dem sich die hintergrundbeleuchtete Rekonstruktion einer mondbeschienenen Landschaft im Stil von CDF befindet: Idylle durch Arte Povera - schäbig zwar, aber nicht gänzlich verhindert.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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mahony - schäbiger Mond, leuchte
02.02 - 17.03.2007

LAYR Vienna (alte Location)
1010 Wien, Seilerstätte 2/26
Tel: +43 1 945 1791, Fax: +431 1 5238422
Email: gallery@emanuellayr.com
http://www.emanuellayr.com
Öffnungszeiten: Mi-Sa 12-18 h


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