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In the darkest hour there may be light - Works from Damien Hirst`s murderme collection: Kalkül und Captain Ahab

Sie waren das größte Missverständnis seit der Erfindung des Pop. Es hätte der PR-Strategien des Margaret-Thatcher-Einflüsterers Charles Saatchi überhaupt nicht bedurft, um zu erkennen, dass die sogenannte BritArt nichts anders war als eine große kapitalistische Verschwörung. Mit ein bisschen Provo und Proll und viel Sex Sells sind die Artisten zu jeder Menge Geld gekommen und ihre Verächter zu ebenso vielen Belegen dafür, dass Gegenwartskunst nichts anderes ist als hochgetürmter Klamauk. Damien Hirst war so etwas wie der Impresario der Stegreiftruppe. Noch als Student am Goldsmith College organisierte er die Einführungsschau, und mit seinen Formaldehyd-Planschbecken war er die perfekte Mischung aus Kalkül und Captain Ahab. Daneben und darüberhinaus hat er Werke und solche, die es werden sollten, getauscht mit seinen Kommilitonen, Kombattanten und Konkurrenten. Jetzt hat Hirst den Fleischsalat und eine Sammlung, die augenscheinlich die Quintessenz seiner Bemühungen darstellt. Ganz verwegen heisst sie "Murderme Collection", zur Zeit wird sie an heimatlichem Standort in Londons Serpentine Gallery gezeigt, und sie zelebriert eben das großflächige Gewichse, das die Insulaner offenbar noch immer bei ihrem Viktorianismus packt, und die nicht minder großflächig ausgebreiteten Plastikinnereien, in denen man die Erinnerung an den Rinderwahn wachhält. Dazu gibt es ein paar Positionen, die offenbar die Ahnengalerie bilden. Andy Warhol ist der Stammvater, es folgt Richard Prince und die Riege an New Yorker Neo-Poppern der Achtziger wie Jeff Koons und Haim Steinbach. Blut-und Hoden-Beschauer kontinentaler Provenienz sind übrigens nicht im Spiel, woraus zumindest zu erkennen ist, dass es der Cool-Britannia-Meute bedeutend eher ums Raffende geht als um Klaffende. Irgendwo hinten links ist dann ein kleines Meisterwerk zu sehen. Es stammt von Marcus Harvey und entspricht seinem Titel "Jess on the Toilet" in Gestalt einer mit Acryl bemalten Tür, der das Geriffel des Sichtschutzglases und der Schemen einer Frau, die auf dem Klo sitzt, in wunderbarem Trompe l`oeil appliziert sind. Das ist BritArt-konform buchstäblich untergriffig. Anders aber als der Rest ist es einfach und ganz unkalkuliert gut gemacht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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In the darkest hour there may be light - Works from Damien Hirst`s murderme collection
25.11.2006 - 28.01.2007

Serpentine Gallery
W2 3XA London, Kensington Gardens
Tel: ++44-20 7402 6075, Fax: ++44-20 7402 4103
Email: information@serpentinegallery.org
http://www.serpentinegallery.org
Öffnungszeiten: 10-18 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Lieber Herrr Metzger,
Keine Ahnung | 17.01.2007 02:40 | antworten
Vor ca. einem Jahr haben Sie an dieser Stelle Muntean/Rosenblum als beste Künstler Österreichs gereiht. Jetzt reden Sie in Bezug auf BritArt nur von Kalkül und Kapital. Ich kann diese unterschiedlichen Meinungen absolut nicht nachvollziehen, BritArt ist halt besser als M&R, war einige Jahre früher, aber sonst ist das doch haargenau das Gleiche! Und dann kommen in Ihren Artikeln mittlerweile immer diese Lobeshymnen auf das brave Handwerk... stellen Sie sich eigentlich manchmal selbst in Frage und schreiben selbstironisch, oder meinen Sie das alles ernst???

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