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Kerstin von Gabain - Backdrop: Hip wie ein Hippie

Einst gab es eine Hippie-Kultur. Das war die Essenz aus dem infamen Leben von Existenzen, die je nachdem fürs Psychedelische, die Liebe und das alternative Leben oder für die Langhaarigkeit, das Gammlertum und die Drogenexzesse zuständig waren. Wie auch immer man es sieht: Dass im Hippie das Wort hip enthalten ist, versteht heute keiner mehr. Das klingt alles nach verschwurbelt und zerdröhnt. Kerstin von Gabain, in den USA geboren, in Wien lebend, versucht sich nun in der Galerie Senn an so etwas wie einer Rekultivierung. "Backdrop" heisst die Schau, und das Hintergrundbetonte dieses Titels lässt sich sogleich soziologisch nehmen. Eine der Arbeiten, Schrift auf Stoffplane, liest sich als "Land is empty of squat anyway" und eine zweite als "Go home you fucking vagrants", wobei klar ist, dass das Herumtreiber- und Besetzertum, das in diesen giftigen Sentenzen aufgerufen wird, zur Nachahmung taugt. Schließlich, so heisst es auf einer dritten Plane: "Free art for free people". Womöglich sind die Raver mit ihren irgendwo stattfindenden und irgendwie kommunizierten Interventionen, bei denen das nächtelange Aushalten immer auch ein lebenslanges Durchhalten meint, die neuen Kulturträger. Dass das Ganze sowieso etwas mit Musik zu tun hat, ist der Kern der Ausstellung, und man erkennt ihn auch an den Monolithen aus Spanplatten, in denen Kerstin von Gabain Lautsprecher-Boxen imitiert. Schließlich findet eine Diashow statt, und was gezeigt wird, sind Fotos von einem Open Air. Der Gruppencode ist gezimmert. Im lesenswerten Beiblatt zur Ausstellung gibt sich Christian Höller alle Mühe, das Ganze rückzubeziehen in die hohe Zeit der späteren Sechziger und einen Säulenheiligen aufzurufen wenn nicht der Revolte, so doch ihres Kanons. Im Land-Art-Veteranen Robert Smithson, sagt Höller, ist verkörpert, wenn Verödetes wiederbesetzt und Liegengelassenes Liegenschaft wird. Smithsons Expeditionen in die Entropen exerzierten individuell vor, was im Rave in die kollektive Emphase mündet. Als Smithson 1973 starb, war Kerstin von Gabain sechs Jahre noch nicht auf der Welt. Sie hat die Hippies also nicht erlebt. Mit diesem Rüstzeug kann sie ansetzen zum Revival.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Kerstin von Gabain - Backdrop
26.01 - 17.03.2007

Gabriele Senn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1 a
Tel: +43 1 585 25 80
Email: office@galeriesenn.at
http://www.galeriesenn.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h


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