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Marc Adrian: Bubenwitz oder Selbstpersiflage, das ist hier die Frage.

Weniger bekannt als Peter Kubelka, nicht ganz so radikal wie Kurt Kren, nie wirklich ein Szenestar: In der österreichischen Kunstgeschichte ist Marc Adrian eher Randerscheinung denn Platzhirsch. Trotz Annäherungen war der 1930 geborene Künstler nie einer Künstlergruppe eng verbunden - auch wenn vieles von dem, was die Galerie Hofstätter derzeit präsentiert, ziemlich Wiener-Gruppe-like ausschaut: Da gibt es konkrete Poesie und Bildgedichte, beispielsweise. Und auch ZERO, die er mitbegründete, lassen grüßen - in Adrians bekannten Hinterglasmalereien, in denen sich manchmal Buchstaben auffalten ("FLIEH TIEFE" oder "HOT RED" steht da etwa; oft verzerrt sich auch einfach eine geometrische Figur). Vor allem aber teilt Adrian, wie sich hier zeigt, das Interesse für das Pornografische, das weite Teile der (männlichen) Nachkriegsavantgarde in Österreich - wie etwa Gerhard Rühm oder Kurt Steinwendner" - erfasst hatte: Da befestigt er einen geschlängelten Spiegel auf einer Montage von wollüstig sich räkelnden Nackedeis, die sich vor lauter Vorfreude (auf eine Tüte mit knallrosa Eisgupfen natürlich) die Lippen lecken oder verheißungsvoll mit den Wimpern klimpern; in seinen Leporellos "magic doll" und "dreaming doll" aus den frühen 1960er-Jahren werden formale Analogien zwischen Schenkeln und Rolltreppengeländern gezogen (kein Schmäh!) oder tummeln sich Sportchampions auf nackten Frauentorsi. Besonders häufig jedoch setzt Adrian einen Spiegel in die Achse eines weiblichen Körpers - besser gesagt, eines Fotos davon - sodass sich kopflose Figuren, mehrbusige Hybride oder wahre Bein-Bäume ergeben. Das hört sich vielleicht alles nach Bubenwitz an - und ein bisschen ist es das auch. Die im Katalogtext deklarierte Persiflage "männlicher Weiblichkeitskonstruktionen" lässt sich mit freiem Auge bisweilen kaum von deren Affirmation unterscheiden. Und selbst wenn dies der Fall ist: Spannender und einzigartiger als diese "erotischen" Sujets bleiben Adrians Hinterglasbilder und seine strukturellen Filme.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Marc Adrian
03.11 - 23.12.2006

Galerie Hofstätter
1010 Wien, Bräunerstrasse 7
Tel: +43 1 512 32 55, Fax: +43 1 512 16 61
Email: office@galerie-hofstaetter.com
www.galerie-hofstaetter.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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