Johanna Kandl / Helmut Kandl: Ein Riß in der Idylle

Alltagsbilder mit verstörenden Botschaften, das ist es, was Johanna Kandl und Helmut Kandl derzeit in den Räumlichkeiten der Galerie Fotohof zeigen: Bildserien, gespeist aus dem umfangreichen Photoarchiv, das auf Reisen - hauptsächlich in Osteuropa - angelegt wurde. Zu selbst Erlebtem kommt als weiterer Schritt die Umsetzung und damit die Aufarbeitung des Gesehenen in Malerei, Kombinationen von Bild und Text, Video (besonders eindrucksvoll Helmut Kandls Videoarbeit \"Herr Doktor aus Wien\", ein Kompendium zusammengestellt aus 800 Photographien eines Wiener Amateurphotographen). Es bleibt jedoch nicht allein bei unkommentierten Alltagsszenen. Hinzu kommen in der gemeinsamen Videoarbeit \"Your Way To The Top\" ausgewählte, den Bildinhalt nachhaltig verändernde Zitate: Zumeist pointiert und somit treffend kommentiert. Bild und Text finden auf diese Weise, obwohl doch sehr konträr, zueinander. Der Traum vom (Wirtschafts-) Glück bleibt, das ist offensichtlich, so die allen Sujets gemeinsame kritische Grundaussage, eine Chimäre. Sehen und Aufnehmen allein genügt demnach nicht. Dazu muß eine weitere Ebene ins Spiel gebracht werden, nämlich die Verwertung des Gesehenen. Die daraus resultierende Veränderung ist offensichtlich: Erinnerungsverluste werden durch die künstlerisch determinierte Absicht wettgemacht. Die Auseinandersetzung mit dem gefundenen Material ist somit nicht nur ein rein dokumentarisches, sondern auch ein sozialpolitisches Anliegen. Daß dies mitunter doch sehr plakativ wirkt, liegt wohl in der Natur der Sache.