Manfred M. Lang,
Für Jugendliche unter 16 Jahre nicht unbedingt geeignet - aber eventuell lehrreich
"Vagina" ruft in Verbindung mit "Frau" gewisse, wenn auch nicht unbedingt eindeutige Assoziationen hervor.
Plaudern nun zwei Vaginas (hoffentlich ist die Mehrzahl grammatikalisch korrekt) wie letzte Woche auf einer Hamburger Bühne geschehen, über ihre Besitzerinnen, so ist dies zwar außergewöhnlich, aber Regisseure müssen nun einmal in Zeiten wie diesen außergewöhnlich sein um zu reüssieren.
Jetzt kann ich natürlich nicht sagen, was sich die Theaterbesucherinnen und -besucher gedacht haben, als sie Zeugen dieses sicherlich nicht gerade erwarteten Vaginalgesprächs wurden. Aber immerhin erfuhren wir durch diverse Medien, dass Marlene Streeruwitz eine Unterlassungserklärung gefordert hat. "Ich will so nicht mehr vorkommen" (O-Ton)
Nämlich als sprechende Vagina die auf einer Bühne ihre Texte zitiert.
Jetzt kann ich schwer beurteilen, wie eine Frau auf ihre in theatralischer Öffentlichkeit plaudernde Vagina reagiert. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich auch verunsichert wäre, wenn irgend ein Bühnenschwanz über den meinigen unerfreuliche aber durchaus signifikante Vergleiche zu denen von diversen Mapplethorpe-Modellen anstellen würde.
Aber vielleicht sollten wir einfach gelassener sein. Und sich nicht gleich "würdelos" fühlen, wenn das Gehirn mit dem Unterleib spricht. Was ja ohnehin und immer wieder passiert.
Vielleicht sollten wir einfach lächeln und daran denken, dass die "Freiheit der Kunst" - für die Sie sehr geehrte Frau Streeruwitz stets mit Nachdruck eingetreten sind - durchaus nicht immer und bei jedem nur Zustimmung hervor ruft.
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