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Elke Krystufek: Liquid Logic - The Height of Knowledge and the Speed of Thought: Rollschuh laufen wie Godard im Louvre

Während sich die Autorin Marlene Streeruwitz durch ihre Darstellung als Vagina in der Hamburger Inszenierung der "Ulrike Maria Stuart" im neuen Stück von Elfriede Jelinek in ihren Persönlichkeitsrechten angegriffen fühlt, konfrontiert Elke Krystufek die Kunstwelt offensiv mit ihrem Geschlecht. Zwar weigert sich Elke Krystufek heute, ihre erfolgreiche Masturbationsperformance von 1994 vor Publikum zu wiederholen, nichtsdestotrotz lässt sie in ihrer Malerei anstelle von Nase oder Mund eine gegen Konsumsucht und Kontrollwahn rebellierende Vagina treten. Im Fall von "Liquid Logic" nützt Elke Krystufek ihr Freispiel, eine museale Sammlung zu durchstöbern für einen exzessiven Hedonismus. Elke Krystufek ist gewiss keine Eskapistin, dennoch beschwört sie mit dem Film "Dr. Love on Easter Island" - dessen Titel an einschlägige Kolumnen erinnert - die Flucht vor der Künstlerexistenz herauf. Exzentrisch begibt sie sich auf die Spuren des seit 1975 verschollenen Künstlers Bas Jan Ader. Als Kunstprojekt war Bas Jan Ader von der Ostküste der USA zur Atlantiküberquerung aufgebrochen und beschäftigt seitdem das Kunstvolk, wie zuletzt den Kunstkritiker Jan Verwoert in seiner Publikation "In Search of the Miraculous". Abenteuerlustig jenseits touristischer Trampelpfade steuert Elke Krystufek in einem gelben Fischerboot auf die Osterinseln im Pazifik zu. Schwimmend erreicht sie das Ufer, entsteigt wie die schaumgeborene Venus dem Wasser und übernimmt als gestrandete Kunstheldin "She-Bas" nun den fiktionalen Part von Bas Jan Ader`s Reise. Während es bei Bas Jan Ader schließlich um das reale Verschwinden seines Körpers geht, bearbeitet Krystufek jenes Phänomen, das Silvia Eiblmayr Foucault zitierend das Paradox des Verschwindens und seine gleichzeitige Überbelichtung nennt. Ihr Gegenspieler auf der Insel ist im James Bond Style der unsichtbare Dr. Love, dessen Stimme aus dem Off dringt und der sich als fanatischer Anhänger der Museumskunst gebärdet, während die Künstlerin gegen die museale Abschottung der Kunst vom Leben ankämpft. Verqueert wird der Film, wenn sich Krystufek in einer spirituellen Zeremonie durch einen Liebesring mit einer Einheimischen vermählt. Der Film nimmt nicht nur im Ausstellungsdisplay eine zentrale Position ein, sondern filtert zahlreiche Querverweise zu den Objekten in der MAK-Sammlung, die neben Design und Kunst auch kitschige Kuriositäten enthält. Der Ökonomie der schonungslosen, nackten Selbstverausgabung setzt Elke Krystufek eine Ökonomie der kulturellen Überschwemmung entgegen, die bereits Anregungen für weitere Projekte in der Auseinandersetzung mit musealen Vorräten bereit hält.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Elke Krystufek: Liquid Logic - The Height of Knowledge and the Speed of Thought
06.12.2006 - 01.04.2007

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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