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Preview Seilerstätte: Alle Neune.

Die neue Seilerstätte alias "Seilerstaette-dot-com" Die Idee ist eigentlich aufgelegt: 9 nicht nur geografisch, sondern auch ideell miteinander verbundene Galerien tun sich zusammen zwecks gemeinsamen Auftritts in der Öffentlichkeit. Das signalisieren sie nicht nur, indem sie sich 1.) auf einen Vernissagentermin einigen - als Service fürs Publikum, auf dass dieses dann von einem Haus zum nächsten gondelt (wie es sich länger schon in der Wiener Schleifmühl- und Eschenbachgasse bewährt). Nicht nur, indem sie 2.) einen Folder mit Basis-Infos zu den Veranstaltungen auflegen (wie das starke Galerienverbände zwischen L.A. und Berlin schon längst machen). Nein, sie haben sich darüber hinaus 3.) auch für ein gemeinsames WWW-Portal entschieden. (Auch das im Grunde nichts Besonderes - zumal in Zeiten virtueller Omnipräsenz. Nimmt man's aber genau, schwankt der Service-Charakter im Internet denn doch meist zwischen detailiertem Lokalismus und allmächtigem Listendenken). Dem sind die 9 aus dem Seilerstätten-Umfeld nun entgegengetreten mit dem Signal, sich besser zu vermitteln als nur durch leichte WWW-Verfügbarkeit und geografische Nähe. Eher schon durch galeristisches Wollen im Sinne einer Abgrenzung vom Kunsthandel und wohl auch vom Schema Almauftrieb (welches - Verzeihung! - denn doch der Wiener Innenstadt-Rundgang schon länger propagiert). Eben dieses Mittel- und Mittlerformat also versucht die neue Plattform www.seilerstaette.com zu spiegeln. Dafür ist man auch beim Markennamen schlau in die Vollen gegangen und hat als Trademark die "Seilerstätte" installiert. Unsere erste Inspektion ergibt: Der Erstauftritt kann sich sehen lassen. Da schlägt sich nicht nur zu Buche, dass der "Monat der Fotografie" auch hier so ausführlich wie erfreulich wie in Rest-Wien zelebriert wird. Spannend sind just auch jene Beiträge, die sich diesem durchaus angenehmen Mainstream widersetzen. Allen voran Galerie nächst St. Stephan mit einem ausgesprochen musealen und nur auf den ersten Blick kopflastigen Projekt: Unter dem postmodernen Titel "Riss/Lücke/Scharnier" gewährt Galeristin Rosemarie Schwarzwälder dem Künstler-Kurator Heinrich Dunst eine multimediale Plattform, in der dieser das Verhältnis unterschiedlichster künstlerischer Medien zueinander sondiert - vom Film über die Skulptur zu Zeichnung, Sprache und Text. Von Baldessari, Bayer & Broodthaers über Junge wie Bujnowksi, Gansterer, Macuska bis hin zu Arrivierten wie Lawler, Caramelle, Zaugg. Zeichencharakter haben auch die Fotografien des 40jährigen Ostdeutschen Frank Thiel (bei Krinzinger). Seine künstlerische Recherche über den rasanten deutschen Kulturwandel seit 1989 präzisiert er nun mit eindrucksvollen Makroaufaunahmen vergammelter Berliner Fliesen- und bröckelnder Putzoberflächen. Dem Phänomen des leeren "Raums" haben sich die beiden Galerien "An der Hülben" verschrieben. Da konfrontiert zum einen Insam in der Two-Women Show "Candida Höfer / Lynne Cohen" neuere Raumfotografien der erfolgreichen Kölnerin Höfer mit einem Querschnitt durch das politisch angelegte mediale Werk der (vergleichsweise wenig bekannten, der gleichen Generation angehörenden) Kanadierin Lynne Cohen. Und da präsentiert zum anderen schräg vis-à-vis die Galerie Layr:Wüstenhagen neue Aufnahmen von künstlichen Räumen und Landschaften der jungen Fotokünstlerin Andrea Witzmann. Deren elaborierten Analogbildern stellt Annelies Oberdanner im Project-space "Garage" eine am Wiener Hafen angesiedelte, impressionistisch anmutende Digitalstudie gegenüber. Digitalität ist auch das Stichwort für Lukas Feichtners fotografisches China-Projekt "Another world" mit Arbeiten von Chi Peng, Rong Rong & Inri, Miao Xiaochun und Shao Yinong & Muchen. Darin spielt das Großformat eine ähnlich eindrucksvolle Rolle wie das durch den Computer ermöglichte Spiel mit einer neuen phantastischen Weltordnung. Ein solides ästhetisches Kontrastprogramm dazu liefert bei Mario Mauroner Contemporary Lois Renner. In seinen neuesten, in verschiedensten Formaten ausgeführten, "Hybrid"-Arbeiten" (alle C-Print/Plexi/Dibond) bringt der ehemalige Richter-Schüler das schillernde Verhältnis von Fotografie und Malerei noch radikaler ins Spiel als in früheren Arbeiten. Während die Mehrheit der "seilerstaette.com"-Galerien vorwiegend auf Avantgardismus setzt, steuern am oberen Ende der Straße drei Galerien ganz Elementares bei - sowohl hinsichtlich der Preisgestaltung als auch in Sachen Traditionsverbundenheit: Da ist einmal die Galerie Lang, die unter dem Titel "Meisterzeichnungen" nicht nur gesetzte Klassiker der österreichischen Gegenwartsgraphik präsentiert (Rainer, Messensee, Baur, Fink, Mostböck u.a.), sondern auch Jüngere wie Anna Stangl oder den Engländer Craig Hanna. Da ist zum anderen Gabriel, der mit originalen grafischen Triptychen von Beuys, Kounellis, Knoebel, Polke u.a. bewusst das untere Preissegment bespielt. Und da ist last but noch least Heike Curtze mit einer präzisen Personale der seit 1972 in Deutschland lebenden Koreanerin Young-Jae Lee. Ihre nach traditionellen asiatischen Formen gebildeten Gefäßkeramiken vereinen intellektuelle und spirituelle Klarheit vor dem Hintergrund europäischer (Bauhaus-)Tradition. Die gemeinsame Eröffnung findet am 23. November ab 18.00 Uhr statt. www.seilerstaette.com
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Preview Seilerstätte
19.11 - 19.12.2006

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06, Fax: +43 1 513 30 06 33
Email: krinzinger@galerie-krinzinger.at
http://www.galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 11-14 h


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