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Massimo Vitali - old concepts.new works: Im Zeichen des Badestrandes

"old concepts, new work" titelt Massimo Vitalis neue Wien-Personale. Der Titel ist einerseits kokett, weil er mit dem Understatement spielt. (Wer bekennt sich schon gerne dazu, immer das gleiche zu machen?) Andererseits stimmt er, denn wirklich neu sind nur Entstehungsdatum und Entstehungsort: Anders als früher wurden diese neuen Fotografien nicht an europäischen Stränden, sondern an der amerikanischen Ostküste aufgenommen. Letzteres allerdings bringt auch eine Verschiebung in den Details mit sich. Wie winzige Marker signalisieren nun kulturelle Differenz etwa schier endlos anmutende Reihen langgestreckter, hoch am Horizont geparkter Autos, eine geringfügig verschiedene Architektur oder auch ein etwas prüderer Umgang mit der Nacktheit. Ansonsten aber ist Massimo Vitali in den Bildinhalten thematisch dem treu geblieben, was das Publikum von ihm erwartet und wofür er letztlich Bekanntheit erlangt: Also stehen auch diesmal sämtliche Arbeiten der Ausstellung im Zeichen des Badestrandes als eine der Schnittstelle zwischen Natur und Freizeitgesellschaft. Einmal mehr hat ihr Autor seine von einem Stativ gehaltene Großformatkamera auf einen mehrere Meter über dem Boden befindlichen Standpunkt gehievt. Einmal mehr thronte er dafür wie ein Bademeister auf einem Podest über der Menge, was den Bildern mit den hohen Horizontlinien eine merkwürdige räumliche Präsenz verleiht und ein Schweben, das noch unterstrichen wird durch ihre im Labor generierte blasse Farbigkeit. Und einmal mehr verschwindet Vitali wie ein Bademeister in den Ritualen des Strandlebens, wird somit gleichsam zu dessen Inventar. Zumal dieser Gestus ist last but not least eine der Grundvoraussetzungen für die Unaufgeregtheit dieser Bilder " und einen unterschwellig dokumentarischen Anstrich, den Vitali aber sogleich wieder unterläuft, indem er den Fotografien mittels Komposition und Ausarbeitung fast schon malerische Qualität verleiht. Und so kommt schlussendlich noch ein Paradox ins Spiel: nämlich dass in den Bildern Vitalis nicht einmal der Akt des Fotografierens Thema zu sein scheint, weil sich ihr Urheber der Szene mit Hilfe des erhöhten Standpunkts entzieht. Einzig die Bilder zeugen von diesem Akt. In der Summe dieser Widersprüche liegt das Geheimnis von Vitalis malerischer Fotografie.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Massimo Vitali - old concepts.new works
09.11 - 07.12.2006

hilger contemporary
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