Thomas Kahler,
Julian Schnabel - Skulpturen: Postkoloniale Sammlerpassionen
Männer gelten gemeinhin als Jäger und Sammler. Da macht Julian Schnabel, Maler aus New York und skulpturaler Arrangeur ethnologischen Treibgutes keine Ausnahme. Artefakte aus fernen Ländern und anderen Kulturen haben ja per se einen unbestritten hohen Reiz. Stammen sie sogar aus Afrika, dem schwarzen Kontinent oder Ozeanien, dann haben sie rasch den Rang eines \"conversation piece\" für gelangweilte Cocktail-Runden.
\
Zurück zu den Wurzeln\raunt es vernehmlich. Nur ist Julian Schnabel eben nicht schwarz und das, was er anhäuft, Kunsthandelsware aus zweiter Hand. Das Unbekannte zieht so Manchen magisch an und aus solchen Fundstücken lässt sich bekanntlich immer was machen. Aber wenn schon, dann in Bronze, denn das sieht noch dazu gut aus. Man könnte sich das auch so vorstellen: Stanley und Livingston auf der Suche nach den sagenumwobenen Quellen des Nils, erforschen afrikanische Terra Incognita und das unter größten Strapazen. Ganz anders Julian Schnabel: Er begibt sich auf die Suche nach der überseeisch amerikanischen Vergangenheit, im Bann eines Vermächtnisses, das so schwer auf allem und damit auf ihm selbst lastet. Aus diesem persönlichen Anliegen wird aber nur allzu leicht eine Reise auf einem Fluss ohne Wiederkehr. Die erzenen Formen sind nun herrenloses Treibgut, zusammengestückelt, fragmentarisch, aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang geraten oder sollte man nicht besser sagen, gerissen. Ist das nun postkolonialistische Kulturkritik oder die Verwirklichung der Träume eines in die Jahre gekommen Abenteurers? Um was geht es hier eigentlich, um kulturellen Identitätsverlust oder darum, sich ethnische Artefakte quasi wie im Selbstbedienungsladen anzueignen? Letzteres ist durchaus kritisierbar und sollte schon allein deshalb besser nicht als Eigenleistung deklariert werden.
Mehr Texte von Thomas Kahler
Julian Schnabel - Skulpturen
27.01 - 21.04.2002
Museum der Moderne Salzburg Rupertinum
5010 Salzburg, Wiener Philharmonikergasse 9
Tel: +43 662 84 22 20.451, Fax: +43 662 84 22 20.750
Email: info@museumdermoderne.at
http://www.museumdermoderne.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Mi 10-20h
27.01 - 21.04.2002
Museum der Moderne Salzburg Rupertinum
5010 Salzburg, Wiener Philharmonikergasse 9
Tel: +43 662 84 22 20.451, Fax: +43 662 84 22 20.750
Email: info@museumdermoderne.at
http://www.museumdermoderne.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Mi 10-20h