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Black Paintings: Versprechen auf Unglück

Da hängen sie also, die schwarzen Malereien, und sie sind in der Tat schwarz. Sie sind schlierig schwarz oder verwischt schwarz, tiefschwarz oder leicht ins Dunkelste aller Dunkelblaus und Dunkelrots changierend, sie sind pechschwarz, schwarz wie die Nacht oder wie der Schornscheinfeger. Chris Dercon, der Chef des Münchner Hauses der Kunst, räsonniert im Katalogvorwort, dies sei eine "Ausstellung, die niemals realisiert wurde, jedoch in vielen Köpfen bereits seit Jahrzehnten existiert." Nun hat man sie also gemacht, die Ausstellung mit den "Black Paintings", wie sie die Nachkriegszeit bevölkern. Stellt sich die Frage, ob man es nicht auch hätte bleiben lassen können. Während, sagen wir, Pink eindeutig für schlechten Geschmack steht, Grün immer schon ideologisch daherkommt und Rot sowieso, hat es Schwarz geschafft, sich so etwas wie eine Aura zu bewahren. "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten", sagte Roberto Blanco einst zu Franz-Josef Strauss, doch das hat dem Gemütston nichts anhaben können. Nicht einmal die Assistentinnen aller Galerien und Werbeagenturen dieser Welt haben das Schwarz banalisieren können. Vielleicht bedurfte es zur Banalisierung dieser Ausstellung und ihren vier Künstlern aus dem Umfeld der New York School. Robert Rauschenberg hat 1951 zum Schwarz gegriffen, Marc Rothko bevorzugt 1964, bei Ad Reinhardt war es immer schon die Lieblingsfarbe, und Frank Stella begann seine Minimalistenkarriere in den späten Fünfzigern mit den Streifenbildern in Schwarz. So ersteht sie vor einem, die Epoche des Existenzialismus, der Rollkragenpullover, der Humorlosigkeit und des weltraumtiefen Verlangens nach Schweigen. "Radikale Kunst heute heißt soviel wie finstere, von der Grundfarbe schwarz", besagt einer von vielen zitablen Sätzen zum Thema in Adornos "Ästhetischer Theorie". Schwarz war bei aller Undurchdringlichkeit ein Versprechen damals. Keine promesse de bonheur, wie es in Stendhals berühmter Definition des Schönen heißt, sondern das Gegenteil, ein Versprechen auf Unglück. Wenigstens hat sich dieses Versprechen nicht erfüllt. Was bleibt, ist ein Eindruck, und dafür ist eine Ausstellung das richtige Medium. Es war schon richtig, sie zu machen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Black Paintings
15.09.2006 - 14.01.2007

Haus der Kunst München
80538 München, Prinzregentenstrasse 1
Tel: +49 (0)89 21127-113, Fax: +49 (0)89 21127-157
Email: mail@hausderkunst.de
http://www.hausderkunst.de/
Öffnungszeiten: Mo – So 10.00 – 20.00, Do 10.00 – 22.00


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