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Raymond Pettibon - Whatever it is you`re looking for you wont find it here: Grandiose Grausamkeit

Alle haben sie sich versammelt: Superman, Jesus, Arnold Schwarzenegger, Charles Manson, Josef Stalin - und was die Welt sonst noch so hergibt an extremen Figuren. Raymond Pettibons Zeichnungen, in denen sich seine Vorliebe fürs Abseitige und Abgründige, fürs Böse und Bösartige, fürs Krank- und Wahnhafte äußert, hat sich in der Kunsthalle Wien zu, wie es im Pressetext heißt, "wolkenartigen Ballungen" gruppiert. In ikonografischen Anordnungen, nicht gerade in Reih und Glied gehängt, eröffnet sich Pettibons finsterer wie faszinierender Kosmos. Manisch wiederholen sich bestimmte Motive, werden formelhaft eingesetzt und werden manchmal abstrahiert: Der Atompilz, der Penis, der Baseballspieler, die Kreuze, die Bibeln, die Glühbirnen, die Tintenfässer, die Buchstaben, die Wolken, aus denen Schwerter ragen. In Kombination mit Pettibons charakteristischen, nervös flatternden Lettern werden aus ihnen geradezu gewalttätige Bilder. Und selbst das Surfen hat nichts mehr mit den Beach Boys zu tun. Das tatsächlich Gewalttätige in Pettibons Arbeiten liegt meist nicht im Bild selbst - rotzig wirft er seine Zeichnungen mit meist schwarzer Tusche auf das Blatt - sondern in den Schriftzügen: "I can?t masturbate to these" steht etwa zwischen zwei kopflosen nackten Frauen, oder "Let?s drive down to Laguna and shoot that crazy old coot who waves at the passing cars" über einem Paar im Auto. All das kommt schonungslos, zynisch und unbarmherzig daher - und ist gerade deswegen grandios. Einen derart bösen und grausamen Witz wie jenen, den Pettibons Arbeiten versprühen, muss man lange suchen. Obwohl: lustig ist das alles ganz und gar nicht. Genau diese grandiose Grausamkeit gerät allerdings zur Harmlosigkeit, wenn Pettibon das Medium wechselt: Riesenhafte Formate wie in den beiden Wandgemälden, die er vor Ort angefertigt hat, tragen seine Motive nicht; und seine Animationsfilme sind simpel gestrickt und nutzen das Medium nicht. Eigentlich, so möchte man meinen, hätte Pettibon derartige Ausflüge nicht notwendig. Sein ungeheures zeichnerisches Werk ist dicht genug.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Raymond Pettibon - Whatever it is you`re looking for you wont find it here
13.10.2006 - 25.02.2007

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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