Werbung
,

Leuchtende Bauten - Architektur der Nacht: Illumnation und Utopie

Ein leuchtender Kristall, knospend, phallisch, hoffnungsfroh in die hellere Zukunft blickend. Erstmals wurde Architektur nicht angestrahlt, sondern leuchtete selbst von innen heraus. Der Ausstellungsort für das Modell von Bruno Tauts lange zerstörtem Glashaus auf der Kölner Werkbundausstellung von 1914 ist nicht schlecht gewählt: das neue Kunstmuseum Stuttgart, ein komplett pathosfreier Glaswürfel des Berliner Büros Hascher Jehle mit luftigen Foyers und Gastronomie. Neben der Sammlung, unter anderem mit den bedeutendsten Dix-Beständen und erstklassigen Arbeiten der Stuttgarter Moderne von Hölzel, Itten und Schlemmer, hat man sich mit einem anspruchsvollen und gut durchgeführten Ausstellungsprogramm einen Namen gemacht. Auch die derzeitige Schau zum Thema Illumination von Bauten, die auch den neuen "Licht-Masterplan" der Stadt promoten soll, ist im Zusammenhang mit der Stuttgarter Zwischenkriegsmoderne zu sehen. Reinhold Nägeles berühmtes Gemälde der nächtlichen Weißenhofsiedlung wird ebenso gezeigt wie Fotos von Erich Mendelsohns in den sechziger Jahren aus Ignoranz zerstörtem Kaufhaus Schocken und Stuttgarts erstem Hochhaus, dem "Tagblatt-Turm", dessen ursprüngliches Beleuchtungskonzept man jüngst rekonstruiert hat. Angefangen mit dem Eiffelturm und den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts, wird die Genese der Gebäudean- und -ausstrahlung über die Neue Sachlichkeit (mit einer großartigen Marienverkündigung auf einem nächtlichen Großstadtboulevard) und Albert Speers "Lichtdome" bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Neben Laszlo Moholy-Nagys "Licht-Raum-Modulator", Mies van der Rohes (völlig unfunktionalen) Milchglas-Leuchtwänden und Nicholas Schoeffers 1963 konzipiertem interaktivem "Tour Lumiere Cybernetique" für La Defense fallen die ausführlich vorgestellten aktuellen Medienfassaden allerdings doch eher ab. Die Zeiten der kristallinen Utopien sind halt doch vorbei.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Leuchtende Bauten - Architektur der Nacht
09.06 - 01.10.2006

Kunstmuseum Stuttgart
70173 Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1
Tel: +49 (0) 711 – 216 21 88, Fax: +49 (0) 711 – 216 78 20
Email: info@kunstmuseum-stuttgart.de
http://www.kunstmuseum-stuttgart.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Fr 10-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: