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Robert Barry: Kein White Cube

Auf eine seltsame Art makaber ist es schon, was Robert Barry vor auch schon wieder elf Jahren in einem Interview über seine Wandarbeiten gesagt hatte. Er sprach damals davon, dass sie "unter Schichten weißer Farbe begraben" würden, dass sie "die Galerie zu so etwas wie einem Friedhof für Kunst machen". Mit einer Ausstellung von Robert Barry hat die Galerie Steinek ihre neuen Räumlichkeiten in der Eschenbachgasse - in der sich mittlerweile bereits fünf Galerien finden - eröffnet; die Gefahr, dass sie sich gleich am Anfang in einen Friedhof verwandelt, besteht allerdings nicht, hat Barry seine Lettern doch diesmal mit silbriger Klebefolie aufgeklebt. "Almost", "Absurd", "Suggest", "Beyond", "Intimate", "Real" steht da etwa - im Gegensatz zu seinem langjährigen Weggefährten Lawrence Weiner verwendet Barry eigenartig unzusammenhängende, unvermittelte Wörter, die weniger für sich stehen, sondern eher den Bildträger in den Vordergrund rücken. Und so wird auch sofort ersichtlich, dass die Galerie keinen White Cube gewählt hat (so dieser in seiner Reinform überhaupt existiert): Gleich im Eingangsbereich empfängt den Besucher eine große, fast altarähnliche Nische. An den Fenstern kleben die recht aufgeladenen und in diesem Kontext etwas pathetisch wirkenden Begriffe "Remind" und "Desire" in unterschiedlich transparenten Lettern, sodass das einfallende Licht jeweils unterschiedlich stark gefiltert wird (was bei wolkenverhangenem Himmel relativ irrelevant ist). Unspektakulärer kommt Barrys Video daher, in dem er vorbeiziehende Landschaft durch die reflektierende Fensterscheibe eines Zugabteils aufnimmt - darüber blendet er Worte wie "Expression", "Trouble" oder "Avoid"; eine Arbeit mit mäßiger Aussagekraft, ebenso wie Barrys monochrome Bilder, auf denen Wörter ("occasion", "desperate", "beginning", "suggest") in zarter, erst bei nahsichtiger Betrachtung lesbarer Schrift stehen. Freilich zählt Robert Barry zu den wichtigen Figuren der Konzeptkunst. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, erscheint diese Ausstellung bloß wie ein müder Aufguss.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Robert Barry
13.09 - 20.10.2006

Galerie Steinek
1010 Wien, Eschenbachgasse 4
Tel: +431/512 87 59, Fax: +431/512 87 59
Email: galerie@steinek.at
http://www.galerie.steinek.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 13-18h
Sa: 11-15h


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