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Roland Kollnitz: Leichtfüßige Körper

Stahlstangen, Bambusrohre, emaillierte kreisrunde Körper und Glastischchen sind derzeit in der Galerie Hohenlohe zu Gast. Bereits zum dritten Mal zeigt der in Wien lebende Kärntner Künstler Roland Kollnitz hier seine filigranen unspektakulären Skulpturen. Versucht man heute den Begriff Skulptur näher einzugrenzen, so sieht man sich einer Fülle möglicher Interpretationen gegenüber. Am Beginn des 21. Jahrhunderts versteht man unter Skulptur bloß Vorgefundenes sogenannte "objets trouves", Produkte situativer Performances oder raumstrukturierende materialbetonte Objekte und auch Fotografien. Die Weite des heutigen Skulpturenbegriffs resultiert aus den Erfahrungen des Dadaismus, der kubistischen Objektkunst, sowie dem erweiterten Körper- und Skulpturbegriff der 60er Jahre. Nicht zuletzt spielt die Minimal Art mit ihrer lapidaren Platzierung von Objekten im Raum eine wesentliche Rolle für unser heutiges Skulptur - Verständnis. Kollnitz, bedient sich in seiner Arbeit sehr bewusst dieser Traditionen setzt aber auch seine seismografische Wahrnehmung der Umwelt in künstlerisch um. So entstehen zarte und ephemere Plastiken voll feinem Humor. In der Mitte der Galerie befindet sich das "Zentrale Stück". Dabei steht ein am Stil zerbrochenes Weinglas, dessen Kuppa über den Fuß gestülpt ist, neben einer banalen Klorolle. Beide sind auf einem kleinen Tischchen mit Milchglasoberfläche platziert das auf einer gestreifter Leinenstoffbahn steht. Die Konfrontation eines form vollendeten Glases aus dem 19.Jahrhundert mit der ebenso bewährten Zylinderform des Klorollenkartons entbehrt nicht einer gewissen Komik. Unterlegt wird die Arbeit durch eine narrative Ebene, denn Kollnitz zerbrach dieses Glas während eines Essens im angeregten Gespräch mit einer Künstlerkollegin. Noch im zerstörten Zustand lässt sich am Glas die gelungene plastische Form erkennen, die Kollnitz nun in ein übergeordnetes skulpturales Arrangement brachte. Das Material, seine physikalische Beschaffenheit und die ihr innewohnende Ästhetik sind bestimmende Parameter in Kollnitz Werk. Dies läßt sich auch in seinen stangenähnlichen Skulpturen erkennen, die innerhalb der Galerieräume, am Balkon und im Hof des Hauses zu finden sind. So grüßt wie ein gebogener Fahnenmast, die Stahlstange "Olah" (port. Hallo), am Balkon der Galerie, die Passanten in der Bäckerstraße. Bei Wind schwingt sie leicht und das Metall reflektiert das auf sie fallende Licht. Kollnitz selbst spricht in diesem Zusammenhang von "Materialethik". Dabei geht es im weiteren Sinn auch um Material als Synonym für die materielle Welt, die uns umgibt. Eine Welt in der wir leben und mit der wir uns zu konfrontieren haben.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Roland Kollnitz
13.09 - 11.11.2006

Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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