Ingeborg Strobl - Der Stall: Das Kunst- und das Landleben

Pferd, Kuh, Hund, Huhn. Alle Tiere sind da. Auch die Ameisen, ganz wie es sich für einen Stall gehört. Fein säuberlich stehen die Tiere teils auf gezimmerten Podesten, etwa in Form einer europäischen Hund- und einer japanischen Pferdminiatur aus der Spielzeugabteilung. Oder sie, die Kühe, trotten tolpatschig auf einem Video, das den allabendlichen Almabtrieb festhält, auf grauer Asphaltstraße vor sich hin. Dass der Monitor direkt auf dem Betonboden steht, vermittelt zwischen der minimalistischen Umgebung des Stalls, der der umfunktionierte Ausstellungsraum der Eisengraber Wandelmühle einmal gewesen ist, und der harten Realität des Alpenwegs, auf dem das Video gedreht wurde. Nur die Ameisen sind riesenhaft vergrößert, auf ein vielfaches ihrer Körpergröße, und fädeln sich reihum um eine rosafarbene Lache: Auf einem makroskopischem Zweiteiler hat ihre Fotografin, Ingeborg Strobl die perfekte Organisations- und Informationsfähigkeit der Spezies zum Bild gefroren. Und das Huhn gibt es in Normalgröße 1:1, dafür aber in ambivalent fragmentarischer Gestalt: mit einer sorgfältigen weißen Keramiknachbildung von Kralle und Kopf lenkt die Künstlerin den Blick just auf jene Teile des Nutztiers, die nach der Schlachtung als minder aussortiert werden. Mit der Anfangsidylle, die man nach Betreten dieser Ausstellungsinstallation, die wenn auch sparsam durchaus mit dem Moment des Bühnenhaften und der Inszenierung spielt, zu spüren vermeint, ist es also tatsächlich nicht weit her. Sukzessive dreht Ingeborg Strobl die Schraube ein wenig mehr in Richtung Unbehaglichkeit, Konfrontation, Nachdenken. So fein und sensibel das Arrangement angelegt und von Didaxe komplett frei ist: Durch den Parcours, den die Künstlerin durch die Anordnung des Gesamtzusammenhangs fast unmerklich vorgegeben hat, lenkt sie den Betrachter geschickt dahin, über "Eingriffe und Ordnungen im Landleben" zu räsonnieren - in plastischer Entsprechung zum Untertitel dieser Ausstellung.