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Mark Dion: Heroische Naturgeschichte

Im zentralen Oberlichtraum der Galerie ist ein Zelt aufgeschlagen. In dieser groben Behausung wartet, so verspricht es ein über den Eingang gespanntes Transparent, ein \"Monster aus Transsylvanien\", das zur Bekräftigung des Schauders auch gleich blutrünstig und zähnefletschend abgemalt erscheint. Der Berichterstatter verbürgt sich nun für die unerhörte Begebenheit am Eröffnungstag, bei der eine Besucherin sich ganz eng die Plane entlang drückte, unschlüssig vor und zurück schlich, nach einiger Zeit in aller nur erdenklichen Vorsicht ums Eck lugte, jederzeit einen Angriff gewärtigend, und dann erleichtert feststellte, daß das Untier nur noch als Gerippe dastand. Mark Dions künstlerische Arbeit läßt die heroischen Zeiten der Naturgeschichte nochmals aufleben. Die Entdeckerfreude des 19. Jahrhunderts ist so herrlich nachvollziehbar, denn sie weiß um das Theatralische, das sie ihre Erkenntnisse perfekt auf die Bühne stellen ließ. Dion wiederum stellt dieses auf die Bühne Stellen nach, und wie die soeben geschilderte Episode zeigt, funktionieren die kindlich-kalkulierten Gesten inszenatorischer Übertreibung nach wie vor. Man muß Dion also inszenieren lassen, und gerade dies macht seine Schau bei Georg Kargl selber zur Attraktion. Keine Mühen hat man gescheut, hat etwa einen Transporter samt lebensgroßem Wisent in den Laden gestellt und ein \"Deep Time Closet\" aufgebaut, das das Prinzip Ausscheidungsprodukt mittels Asphalt vorführt. Man hat auch das besagte Monster ins Zelt und vor Augen gestellt, und wie bei derlei Jahrmarktssensationen seinerzeit üblich besteht die Bestie aus einem Kuhskelett, das einen Bärenschädel aufgesetzt bekam. Eine eigene Würdigung wert wären die Zeichnungen, die die raffinierte Mischung aus Naivität und didaktischem Ehrgeiz, wie er typisch war für das Zeitalter Darwins und Stanleys, wiederholen. Mark Dions Präsentation stünde jeder Kunsthalle gut zu Gesicht. Wir erklären sie gleich vorab zur Galerieausstellung des Jahres.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Mark Dion
25.06 - 20.08.2001

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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