Werbung
,

Hans Weigand: Pittoreskes Grossformat

Robert Morris, der Minimal-Veteran, erzählt in seinem klassischen Text über die Skulptur eine Geschichte über Tony Smith, den Bildhauerkollegen. Angesichts eines exakt 180 cm in der Höhe messenden Stahlkubus wurde Smith gefragt, warum er ihn nicht größer gemacht habe. Antwort: \"Ich habe kein Monument gemacht.\" Und warum nicht kleiner? Antwort: \"Ich habe kein Objekt gemacht.\" Lebensgröße, so lernen wir, macht Sinn, wenn man Plastiken macht. Im Prinzip ist Hans Weigand seinerseits Plastiker, doch was er in der Wiener Galerie Senn gerade ausstellt, sind Fotos. Bei Fotos gibt es keine Anthropomorphie und also keinen angestammten Maßstab (die frühesten Lichtbilder funktionierten übrigens wie Kontaktabzüge, das Negativ gab also das Format vor). Das gerade ist das Problem der neuen Arbeiten Weigands, die allesamt im amerikanischen Westen, in New Mexico und in Tijuana ganz an der Grenze, entstanden sind. \"Graskreise um Johns Haus\" hat die ausuferndste Dimension und die einsichtigste Logik für seine Maße. Das Foto zeigt nichts als Wüste samt spärlicher Vegetation und hat darin den Back to the Roots - Schmelz der späten Sixties, ein \"Zabriski Point\"-Feeling, das die Atmosphäre nachstellt, die die Aussteiger damals in die Erosion lockte. Das Foto funktioniert in seiner Größe, weil es als Kino-Leinwand oder Panorama einer kargen Landschaft funktioniert. Alle anderen Arbeiten aber sind viel zu groß. Daß man Probleme mit ihnen hatte, mag schon daran zu erkennen sein, daß manche von ihnen als Tapeten an die Wand geheftet, andere dagegen in einen Rahmen gezwängt wurden. Und sie dokumentieren einen durchaus prekären Status Quo zwischen erster und dritter Welt, Althippies und Alteingesessenen, Zugereisten und Indios. Eines der Fotos zeigt die bestbewachte Passage der westlichen Zivilisation, den Grenzübergang von Tijuana. Allesamt, und darin liegt ihre Qualität, halten sie politische Zustände fest. Man könnte sich durchaus mehr von ihnen wünschen als die insgesamt sechs, die gezeigt werden. Vor allem aber müßten sie kleiner sein. So nämlich tun sie allzu pittoresk.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Hans Weigand
20.06 - 10.08.2001

Gabriele Senn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1 a
Tel: +43 1 585 25 80
Email: office@galeriesenn.at
http://www.galeriesenn.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: