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Flexibilisierung als Prinzip

Von der Globalisierung als Rundummarktplatz profitiert am meisten derjenige, der Produkte vertreiben kann, die überall verkaufsfähig sind. "Kunst" fungiert als zeitlich unbegrenztes Produkt, das seinen Wert in sich selbst trägt. Somit ist "Kunst" ein global einsatzfähiges Branding. Wolfgang Ullrich erzählt in "Bilder auf Weltreise", wie es zu dieser Weltmarkeneignung von "Kunst" gekommen ist. Das reich illustrierte, in 23 überschaubare Kapitel gegliederte Buch ist dieses Jahr im Wagenbachverlag, Berlin erschienen und führt durch ganz verschiedene ideengeschichtliche Überlegungen zur Reichweite - räumlich wie zeitlich - von Bildern. Die Sehnsucht nach interkulturell verständlichen Aussagen beschäftigt(e) nicht nur Missionare - wie beispielsweise die Zeugen Jehovas - sondern auch Piet Mondrian und Walt Disney, Stalin und den CIA. Jüngere Künstler wie Jeff Koons oder das Künstlerduo Vitaly Komar und Alexander Melamid haben die globale Verwendbarkeit ihres Werks spielerisch in dessen Entstehen integriert. Dass Bilder aber über diesen Flexibilitätsansprüchen unter Umständen sukzessive "uneigen" werden müssen und keine über eine nachfrageorientierte Ästhetik hinausgehende Inhaltlichkeit mehr verfolgen können, zeigt Wolfgang Ullrich pointiert am Beispiel von Gerhard Richter, dessen Werk einen riesigen Fundus von "Jokern für Reiche" ausbildet, die in jedem denkbaren Interieur gleich unaufdringlich, aber "schön" wirken. Ob es sinnvoll ist, Bilder - Kunst - den Erfordernissen eines globalen Vertriebs auszusetzen ist eine Frage, die sich aufdrängt: und wie Bilder aussehen würden, die das nicht schaffen - und trotzdem als Werke der Kunst gelten. Wolfgang Ullrich Bilder auf Weltreise Eine Globalisierungskritik Wagenbach 2006. Gebunden 160 Seiten mit vielen, z.T. farbigen Abbildungen EUR 19.50 [D] 34,30 sFr / 20,10 EUR [A] ISBN 3-8031-5174-0

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