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John Armleder, John Baldessari, Thomas Bayrle, Matt Mullican, Albert Oehlen, Sturtevant, Lawrence Weiner: Curated by - the artist

Herwig Kempinger hat`s für den Salzburger Fotohof getan. Peter Kogler in Wien für die Galerie Mezzanin, und vis-à-vis in der Eschenbachgasse hat Krobath Wimmer den Berliner Gerold Miller eingeladen, es zu tun: Einmal die Seiten wechseln und nicht Künstler sein, sondern Kurator. Nicht selber produzieren, sondern ein Urteil über andere fällen, eine Auswahl treffen und diese in Form einer Ausstellung öffentlich zu machen. Ein neuer Trend? Wohl ja. Nachdem zuerst von den Museen und dann auch den Galerien Kunstsammlungen sonder Zahl vorgestellt worden waren, schien aus dem Modell Gruppenausstellung die Luft fürs erste gewichen zu sein. Nur: ohne das geht gar nichts, das hält den Betrieb aufrecht. Ein neues Verkaufskonzept also? Sicher, eine von einem anerkannten Künstler getroffene Auswahl trägt für den potentiellen Käufer eine Art Gütesiegel in sich. Darüber hinaus geht es aber noch um etwas anderes: darum, ein Zeichen in Richtung Inhaltlichkeit zu setzen. Speziell im Fall der von Peter Kogler kuratierten Schau ist das aufs Prächtigste gelungen. Der ursprünglich von Kogler, der selbst ein deklarierter Anhänger des Seriellen, Reprographierten ist, erdachte Plan, für das Projekt "Drucksorten wie Plakate und Tapeten" befreundeter Künstlern zusammenzutragen, mutierte zur hochklassigen Ausstellung mit musealem Niveau, die für die neuen Räumlichkeiten der Galerie wie maßgeschneidert wirkt. Regie hat dabei ebenso der Zufall geführt wie die Autorität der Freundschaft. Der Künstlerkurator hat im Grunde nur noch letzte Hand angelegt und die unterschiedlichen Kunstwerke zum schlüssigen Parcours arrangiert. Streng gleich der Einstieg, eine wandfüllende Schriftskulptur von Lawrence Weiner. "Rows of broken bottles set into badly mixed concrete" - "Reihen von zerbrochenen Flaschen in schlecht gemischten Beton gesetzt". Der surreal wirkenden Input, der dem amerikanischen Originaltext eignet, wird pragmatisch durchkreuzt von einer wie immer bei Weiner so auch diesmal holprigen Übersetzung in die Sprache des Orts der Ausführung. Der herunter gebrochene Surrealismus gibt denn auch wieder eine Art Leitmotiv der Schau ab. Gleich um die Ecke etwa in Form eines grotesken Ensembles, bei dem John Armleders golden flirrende Tapete mit Totenschädelapplikation ein Sturtevantsches Video umrahmt, das unter dem Titel "Terminator and terminated" im Staccato nationale amerikanische Klischees montiert. Im gegenüberliegenden Kobel lauert Albert Oehlens "Selbstportrait": Im Sinn des Interieur-Gedankens hat er es buchstäblich in ein Bett gelegt, samt Nachtkästchen, Nachttopf, intellektueller Bettlektüre und schlechtem Wandgemälde. Matt Mullican setzt dann die Reise auf den Grund der Künstlerseelen im architektonisch bedingten Durchgang fort - mit einem unter Hypnose kreierten Video-Selbstportrait, das Thomas Bayrle von oben herab lakonisch mit zwei 68er-Slogans kommentiert: "Liebe" und "Butter", die Worte aus tausenden siebgedruckten Schuhen geformt. Leicht beruhigt klingt die Ausstellung dann im sackartigen Abschlussraum aus. Auf Chips- und Glühbirnenmuster bzw. Popcorn und Nasentapete hängen da zwei formal äußerst konzentrierte Bildsujets: eine Stehlampe und ein Pflanzenstilleben, beide beschauliche Ikonen der Bürgerlichkeit.

Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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John Armleder, John Baldessari, Thomas Bayrle, Matt Mullican, Albert Oehlen, Sturtevant, Lawrence Weiner
09.06 - 15.07.2006

Galerie mezzanin
1010 Wien, Getreidemarkt 14/Ecke Eschenbachgasse
Tel: +43 (0) 1 526 43 56, Fax: +43 (0) 1 526 91 87
Email: mezzanin@chello.at
http://www.mezzaningallery.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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