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Georg Frauenschuh - augenweide: Der verstohlene Blick aufs Ganze

Beim Eintreten in die Plattform für Kunst befindet sich ein mit Kurzarm T-Shirt bekleideter Männertorso an die Wand gemalt, dessen Unterarme und Hände die BesucherInnen als einladende Geste in die Ausstellung bitten. Der Kopf fehlt, jedoch lässt sich unmittelbar eine Referenz zum Selbstbildnis des Künstlers herstellen, der prothesenartig durch seine eigene Ausstellung schweift. Georg Frauenschuh malt oder formt immer wieder Teile des eigenen Selbst, die er mit unterschiedlichen Versatzstücken in die Malerei einfließen lässt. In seiner aktuellen Ausstellung erscheinen nicht nur sein Oberkörper, sondern auch seine unteren Extremitäten als Objekt mit Hose und Turnschuhen bekleidet. Im Rumpf durchgeschnitten und wie mit einem Blatt Papier abgedeckt ergeben sich hier Fragestellungen nach der Materialität von Kunst, die sich immer wieder auf ihre eigene Tradition bezieht um sich den jeweiligen Forderungen anzupassen. So entwickelt sich auch Frauenschuhs Malerei aus den eigenen Arbeiten heraus, indem der Künstler eigene Ausstellungsposter verwendet, um sie in die Sprache der Malerei zu übertragen und sein Selbst ins Spiel zu bringen. Entscheidend in dieser Referenzialität ist das Bild Knieschuss, das das vorhin genannte Objekt in Malerei überführt und auf einen Sockel mit den Initialen des Künstlers stellt. Das Objekt transformiert in ein Podest, das das Logo einer Firma tragen könnte, jedoch als Pult eine Malpalette aufgesetzt bekommt. Frauenschuhs Verweise schöpfen aus einem umfangreichen Formenvokabular, das bereits im Gang zu den eigentlichen Ausstellungsräumen angedeutet wird. Skizzen, Collagen mit Cut-Outs und lasierender Aquarelltechnik bestücken die Wand als Prototypen der bevorstehenden Großformate. Was in Folge zu tragen kommt, ist Frauenschuhs Formenübertrag in Straßenszenen und kristalline Gebilde. Letzteren gemein ist die Tendenz zur Darstellung von Fäkalien, deren Formensprache der der Kristalle ähnelt und mit den Kanalgittern in den Straßenszenen einhergeht. Die Themenzyklen ziehen sich quer durch die Ausstellung in einem gut ausgedachten Setting, wobei die einzelnen Querverbindungen nicht immer nachzuvollziehen sind und daher ironisch schlicht mit dem Titel "Augenweide" versehen werden.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Georg Frauenschuh - augenweide
07.06 - 20.07.2006

Galerie Dana Charkasi - Plattform aktueller Kunst
1010 Wien, Fleischmarkt 11/2
Tel: +43 1 532 10 29, Fax: +43 1 532 19 79
Email: office@dana-charkasi.com
http://www.dana-charkasi.com/
Öffnungszeiten: geschlossen


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