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Made in Leipzig - Bilder aus der Stadt: Hinter den sieben Bergen

Aufbauhilfe Ost. Während sich die blühenden Landschaften leeren und alles, was noch laufen kann, über die alte Demarkationslinie flüchtet, entfaltet eine mittlere Großstadt ihren sagenhaften Sog in die Gegenrichtung. Der Bilder wegen lassen sich Besserwessis wie Tim Eitel, geboren 1971 im schwäbischen Leonberg, Tobias Lehner, zur Welt gekommen 1974 in Regensburg, oder David Schnell, Jahrgang 1971 aus dem rheinischen Bergisch-Gladbach, in Leipzig nieder und malen kurz und klein, was die Technik hergibt. Das Berserkertum der Gegenwart kommt aus Sachsen, und weil die Auslandsmenschen die Teutonen immer schon mit Wut und Wirkung befrachtet haben, finden sie das auch besonders deutsch und kaufen alles kurz und klein, bevor die sich wieder zu Nazis zusammenrotten. Die Sammlung Essl hat auch gekauft und führt nun stolz Germanentum vor. Leipzig ist eine Tradition, so wird erklärt, und entsprechend führt ein in seiner Konzeptualität nicht recht passendes Stück Schautafelkunst von Tilo Schulz in die Ausstellung ein und erzählt von der Geschichte der Hochschule für Grafik und Buchkunst, der Kaderschmiede eines je nach Weltlage sozialistischen oder kapitalistischen Realismus. Die Heroen der Ostkunst sind sehr repräsentativ vertreten, Bernhard Heisig, Werner Tübke und vor allem Wolfgang Mattheuer mit seinem Programmbild "Hinter den sieben Bergen". Sie waren die Lehrer, und ein Künstler wie Heisig, der seinen Sohn zu Zeiten von Ulbricht Walter taufte, kann einem beibringen, was man braucht an Opportunismus. Heute ist Neo Rauch auch schon wieder der Lehrer, und die Jungen der Jahrgänge 70 aufwärts sind aufbruchbereit in den Welterfolg. Die Auswahl, getroffen von Hans-Werner Schmidt, dem Direktor des örtlichen Museums der bildenden Künste, ist streng, so dass der etwaige Kitschverdacht gut unartikuliert bleiben kann. Neo Rauch ist mit zwei erdig-irdenen und sehr schmalzresistenten Stücken aus dem Frühwerk verteten, und auf Martin Eder, auch so einen Westler, in dem sich die gute Barbiepuppenstube verinnerlicht findet, hat man ganz verzichtet. So sind Leipzig und seine Schule bei Essl eine runde Sache geworden. Recht eckig waren sie sowieso nie.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Made in Leipzig - Bilder aus der Stadt
31.05 - 03.09.2006

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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