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Waiting for the ice age: Die süßen Stunden sind Geschichte

Nachdem Kontextkunst und politischer Aktivismus in Museen oder privaten Institutionen Einzug halten, blickt man sich im Kunstbetrieb nach neuen Trends zur Gegenwartsbewältigung um. Während in London unter dem marktstrategischen Einfluss des Sammlers Charles Saatchi eine neue Sehnsucht nach Romantik ausbricht, wird in Wien, nachdem man in der Secession ausgeträumt hat, nun die Eiszeit erwartet. Der aus L.A. stammende Kurator von \Waiting for the ice age\, Michael Hall, lässt im Pressetext einen feuilletonistischen Kulturpessimismus anklingen. Von Los Angeles über Wien bis nach Gdansk sucht er nach einem Ausweg aus seiner \Rhetorik des Scheiterns\ und findet diese objektbezogen in einer Rückkehr zum Handwerk. Existentielle Krisen, die an Samuel Becketts \Warten auf Godot\ erinnern, bleiben dabei nicht außer Acht gelassen. Doch anders als bei Beckett kreisen die Menschen in Markus Schinwalds Video \Dictio pii\ nicht mehr um sich selbst, sondern bewegen sich außerhalb der Zeit. Autistisch schleichen sie durch menschenleere Korridore. Die rigide Minimalistik und mathematisch genaue Montage der Bilder überträgt sich auf das Interieur. Das Setting erinnert an Filme von David Lynch. Im Kopf stellen sich durch die Poesie der Bilder Rückblenden zu Andrei Tarkovskys Film \Solaris\ ein. Die Belgierin Barbara Visser baut ihren Prototyp vom Berlinchair Loveseat nach Gerrit Rietvelds Berlin-Stuhl. Doch die sperrige Konstruktion von \Lovechair\ ist nicht gerade einladend für ein romantisches Tête à Tête. Christian Flamm bringt in seinen Bildern Politik ins Spiel und verleiht der Forderung nach \Egalité\ erneut Aktualität. In Gabi Trinkaus Fotografien und Objekten ist der Mensch längst aus seiner Haut gefahren und zieht sie sich im Design von T-Shirts oder Zeltplanen wieder über. Die wiederentdeckte Lust am Handwerk geht stark von konstruktivistischen Praktiken aus, um im Transfer mit antimodernistischen Positionen an Authentizität zu gewinnen. Dabei wird keine Kanonisierung oder ein einseitiger Formalisierungsprozeß losgetreten, sondern verfügbares Vokabular neu besetzt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Waiting for the ice age
19.01 - 09.03.2002

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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