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Mail und Müll haben ja die gleiche etymologische Wurzel. Das erkennt man natürlich gleich an den vielerlei Spams, wie sie sich im Stakkato auf den Bildschirm schieben und sexuelle Potenz samt Penisverlängerung, billige Software oder eine philippinische Ehefrau in Aussicht stellen. Angeblich soll Philips ja an einem Equipment arbeiten, das es kostenpflichtig machen wird, die ganze PR-Soße nicht über sich ergießen zu lassen. Und wie mit allem anderen werden wir uns dann damit auch noch anfreunden. Damit sind wir beim Thema. Bei den Sendungen gewissermaßen aus Freundschaft. Bei den gutgemeinten, persönlich adressierten, von der Überzeugung, essentielle Information zu liefern, gesättigten und vom Insidertum bei Laune gehaltenen Mails aus dem Kunstbetrieb in den Kunstbetrieb. Bei den unschuldigen sechs Megabyte, die sich nun einmal addieren, wenn man zehn Fotos beiheftet, schließlich haben wir es mit Bildern zu tun. Bei den eineinhalb Stunden, die der Computer blockiert ist, um die Ware einzusammeln, wenn man keinen eigenen Server installiert hat und auch nicht plant, fortan sein Leben lang online zu sein. Da hat also die Galerie Schraglhofer auf der letzten Art Mistelbach Besuch vom Landeshauptmannstellvertretersekretär bekommen und hält das Ereignis nun auf fünf Gesamtansichten der Koje, fünf Porträts des Galeristenehepaars samt Politikergestalt und ergänzenden Close Ups auf sektglashaltende Hände fest, die man der internetbetriebenen Öffentlichkeit nun keineswegs mehr vorenthalten kann, den Stolz inbegriffen. Dass das Weinviertel ein guter Ort für Messen zur Gegenwartskunst ist und die eigene Teilnahme dringend erfordert, hat sie vorher schon abbildungsreich wissen lassen und entsprechend sechs Mitteilungen in die Welt geschickt. Dass die Galerie Schraglhofer damit nicht allein steht und zwischen Bodensee und Miami Beach die Gelegenheiten zahlreich sind, vorbereitende und aktualisierende und nacharbeitende Mails zu versenden, versteht sich von selbst. Der Kunstbetrieb wird immer höher, schneller, weiter, und die Megabytes werden es auch. Neulich sammelten sich auf den drei Mail-Adressen, auf denen ich der Dinge harre, die entsprechenden drei Aussendungen, denen jeweils achtzehnmal das selbe Attachment anhing. Die 54 Botschaften waren dann doch eine zuviel. Das Zauberwort "Unsubscribe" trat auf den Plan. Wann werden sie eine Software erfinden, die das Zauberwort streicht?
Mehr Texte von Rainer Metzger

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