Rainer Metzger,
Noah und das Belvedere
Zu den vielen Meisterleistungen, die sich in der Amtszeit von Elisabeth Gehrer aneinanderreihen wie die Plastikklos auf der Großbaustelle, gehört jetzt also auch die Bestellung der Frau Husslein zur Belvedere-Chefin. Es hat nichts geholfen. Da mochte unsereiner noch so herziehen über diese Person, und Thomas Trenkler im "Standard" noch so heroisch immer neue Überlegungen anstellen, die es geraten scheinen ließen, Skrupel zu haben. Es hat nichts geholfen.
Es gibt einen eigenartigen Narzissmus, unter dessen Einfluss es einige Galerie-Direktoren hierzulande darauf abgesehen haben, die Häuser, die sie einst leiteten, an den Abgrund zu reden. Ohne mich geht es nicht, wollen sie sagen. Als dürften sie nicht stolz sein, dass das Kunstforum Bank Austria und das Oberösterreichische Landesmuseum ihr ureigenes Renommee haben, macht Klaus Albrecht Schröder die Arbeit von Ingried Brugger herunter und Wilfried Seipel die von Peter Assmann. So ist die Eignung von gleich einmal zwei Kandidaten fürs Belvedere in ein ungünstiges Licht geraten. Bei der Frau Husslein hingegen haben die beiden offenbar nichts Ungünstiges finden können.
Der Albertina-Chef war es, der die Frau Husslein nach ihrer Demission bei Sotheby`s aus der wohlverdienten Versenkung geholt hat, indem er sie Salzburgs damaligem Landeshauptmann Schausberger, dem er als Berater in Kulturdingen zuarbeitete, fürs Rupertinum andiente. Und womöglich war das ja ein spezieller Coup. Wenn klar geworden sein wird, dass das Belvedere in einem erbärmlichen Zustand ist, wird Schröder es sich um so souveräner einverleiben können für seinen Albertina-Trust. Sollten Seipel und Schröder ernst machen und die hiesige Museumswelt unter sich aufteilen wollen, dann allerdings ist ihr momentaner Jubelausbruch über die neue Kollegin verständlich.
Vor drei Jahren, als sie für Haider rhapsodierte, erklärte die Frau Husslein, dass der alte Noah wohl Problem hätte, heutzutage seine Arche zu bauen. Die Feuerpolizei würde ihm dazwischenfunken, und da wäre es dann schon ein Segen, einen solch unkonventionellen Landeshauptmann wie die Kärntner zu haben. Wünschen wir also der Frau Husslein an ihrer neuen Wirkungsstätte keinen Ärger mit den Baubehörden. Sonst braucht sie am Ende noch einen unkonventionellen Bundeskanzler.
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