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Joao Pedro Vale - quanta rariora tanta meliora: Schön & moralisch

Eine Seeschnecke, aus der ein Federbusch herausragt. Eine goldene Muschel, auf die ein riesiges Korallengewächs aufgesetzt ist. Ein Narwalzahn, endlos lang, edelglänzend, unschuldig rein. Hörner, die wie eine Trophäe aus der Wand ragen. Gefäße, edle Töpfe und Schalen, Pokale. Ein solch exotisches Kuriositätenensemble umfasst das Repertoire des jungen Portugiesen Joao Pedro Vales. Märchenbilder und Wunderkammern, wie sie Adelige und Könige seit dem Mittelalter liebten, sind der Bezugsrahmen für diese Skulpturenausstellung, der Vale als Motto einen der Wahlsprüche des kunstsinnigen Habsburgers Kaiser Maximilian vorangestellt hat: "Quanta rarior tanta meliora", je seltener umso besser. Da schwingt nicht nur Kunstsinn, sondern auch Moral mit. Wohl sind diese Objekte für die, die empfänglich sind, von seltener Schönheit. Auf den ersten Blick jedenfalls. Sieht man genauer hin, werden sie in ihrer Magie durch einen recht trashigen Umgang mit Materialien entzaubert. Die Korallen sind aus Zahnprothesen modelliert. Bunte Zigarettenpapierchen formieren sich zum dekorativen Tellerdekor. Kunstperücken zitieren Haarbäusche. Die Goldplättchen erweisen sich als Bierkapseln, Münzen, alte Militärabzeichen. Und Industrieleim hält alles Zusammen. Der Kunstkniff, den Vale zur Anwendung bringt, ist die Brechung - samt anschließender Wieder-Zusammenführung. Adel trifft auf Abfall, das Kostbare, Exotische ist zusammengesetzt aus Massenware. Der Zauber und die Schönheit, die von diesen Objekten ausgeht, liegt im Dazwischen. Die Referenz auf die Aristokratie der Schönheit ist nur eine - die formale - Seite der Medaille. Das Trashige ihrer Materialität unterstreicht hingegen ihr demokratisches Anliegen. Darin artikuliert sich zugleich ihre Moral.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Joao Pedro Vale - quanta rariora tanta meliora
24.03 - 27.05.2006

LAYR Vienna (alte Location)
1010 Wien, Seilerstätte 2/26
Tel: +43 1 945 1791, Fax: +431 1 5238422
Email: gallery@emanuellayr.com
http://www.emanuellayr.com
Öffnungszeiten: Mi-Sa 12-18 h


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