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Max Beckmann: Der Künstler als Affe

Ein als orientalischer Hotelpage kostümierter Affe mit einer roten Kappe und einem unter den Schößen seiner blauen Jacke hervorschauenden blanken Hintern schreibt mit einem Pinsel auf ein Schild "Ewichkeit". Der Künstler als Affe? Das entspricht nicht dem Bild vom düsteren Mythologen Beckmann, der den täglichen Wahnsinn einer aus dem Weltgefüge gelösten Welt festzuhalten suchte. "Kann vielleicht ganz witzig werden." Damit lockt die Schirn eine bisher unbekannte humorvolle Facette Max Beckmanns zu entdecken. Die Ausstellung "Max Beckmann. Aquarelle und Pastelle" basiert auf dem von den Kuratoren Mayen Beckmann und Siegfried Gohr zusammengestellten Werkverzeichnis der farbigen Arbeiten auf Papier, die nahezu vollständig gezeigt werden. In der zarten Farbigkeit seiner Landschaften, Stillleben, Café- und Strand-Szenen kommt ein humorvoller, entspannter und privater Beckmann zum Vorschein, ein mondäner Lebemann, so wie er am Beginn der Ausstellung auf kurzen Super-Acht-Filmszenen präsentiert wird. Die Aquarelle und Pastelle zeigen eine neue, erfrischende Facette in Beckmanns ?uvre, wenn sie auch keinen absoluten Kontrapunkt dazu bilden. Denn es befinden sich unter den Papierarbeiten auch viele mythologisch besetzte, mehrdeutige Werke aus Beckmanns altbekannten düsteren "Welttheater", die kaum unter dem Etikett Humor gefasst werden können. Spätestens wenn sich aus der geöffneten "Büchse der Pandora" (1938/47/48) das Unheil über die Welt verbreitet, bleibt das Lachen im Hals stecken. Ortswechsel: Einmal über den Eisernen Steg ins Städel. Hier sind Arbeiten von ganz anderem Charakter zu sehen. Einer Auswahl der frühen Druckgrafiken Beckmanns sind Drucke von Slevogt und Liebermann u.a. gegenübergestellt. Hier macht sich der künstlerische Einzelgänger bemerkbar, der auf der Würde der Persönlichkeit im Bild beharrt und ganz eigenständige Kompositionen entwickelt. In Frankfurt wird Max Beckmann vielschichtiger und komplexer gezeigt, als man ihn bisher kannte. Es entsteht ein zugleich humorvolles und ernstes Bild von Persönlichkeit und Werk.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Max Beckmann
03.03 - 11.06.2006

Schirn Kunsthalle, Städelmuseum
60596 Frankfurt, Römerberg, Schaumainkai 63


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