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Alfons Walde: Bizz mit Kitz

Der Mann war prädestiniert wie kein anderer, um für den Tiroler Fremdenverkehr Werbung zu machen. Keiner vermochte es den Himmel so blau, die Berge und Almen so verscheit, die Luft so klar und Bevölkerung wie Wintersportler so glücklich zu malen. Und dennoch, wo andere Künstler, die sich auch der Gebrauchsgraphik widmeten, längst zum Kult erhoben wären, scheint man Alfons Walde seine Präsenz am Markt übel zu nehmen. Als wäre die Geisteshaltung von Menschen, die bereit sind, bis zu 500.000 Euro für einen Aufstieg der Skifahrer zu bezahlen, zwischen geschmacklos und moralisch bedenklich, beschreibt man derlei Ware dann gerne einmal mit "Kunstmarktkunst". Einige Walde-Präsentationen hat es seit der Mitte der Neunziger Jahre in Österreich gegeben, das Leopold Museum zeigt nun erstmals in einer von Gert Ammann kuratierten Schau jenen Tiroler Liebling des Kunstmarktes in einem durchaus sinnvollen Vergleich mit Zeitgenossen. Walde lernt in seiner Wiener Zeit seine Lektionen und vermag sie mit den Jahren für sich umzusetzen. Schaut Klimt und Schiele, mit denen er bekannt war, über die Schultern, übernimmt vom Altmeister die tiefenlosen Oberflächen und vom Junggenie den Blickwinkel seiner Städtebilder, beobachtet bei Oskar Laske vielfiguriges Treiben auf Märkten und bei Carl Moser etwa die Beiläufigkeit einer Szene, in der sich zwei Bäuerinnen bei Äpfeln handelseins werden. Und vielleicht ist diese ins Bild gesetzte Beiläufigkeit eben das, was Walde ausmacht. In den Zwanziger Jahren, als Kitzbühel zu den angesagten Zentren des Wintersport zählte, mischte sich die Berliner Luft der Zerstreuung - neusachlich und mondän wie sie damals daherkam - mit der klaren Alpenbrise und hinterließ das Bild einer gesunden Lebensfreude, nicht inszeniert, sondern als Momentaufnahme. Walde, gibt sich nie erdig-schollenverbunden wie sein Kollege Egger-Lienz. Waldes Figuren scheinen stets in ihrer Beschäftigung innezuhalten, sei es bei einer Begegnung zum freundlichen Gruss oder in der Bewegung, um der Schönheit der Bergwelt gewahr zu werden, und so einsam kann eine Hausung gar nicht sein, dass aus dem Fenster nicht ein fröhlich rotes Bettuch winken würde.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Alfons Walde
17.03 - 19.06.2006

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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