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Hans op de Beeck - tables ...: Magischer Realismus

Hochzeit - der väterliche Geburtstag - das Totenmahl. Diese festliche Trias hat der 37jährige Belgier Hans Op de Beeck in den Mittelpunkt seiner Ausstellungsinszenierung "Tables" gestellt und in Video, Fotografien, Zeichnungen und einer raumgreifenden Objektinstallation in Bilder umgesetzt. Mehr als sonst spielen hier die prachtvoll-elegante Stuckausstattung der Räume wie auch die symmetrische Anlage der Galerie der rund um eine paar Zeichnungen und drei Fotomontagen zweigliedrig angelegten Ausstellung zu. Egal wo er einsteigt, der Besucher gerät in jedem Fall in einen dem jeweils anderen Part entgegen gesetzten magischen Strudel. Da ist einmal die überwiegend weiß getünchte, über sieben Meter lange Skulptur eines verlassenen Tisches: Teller, Thermoskannen, Torten, Zigarettenstummel, Tisch und Stühle: alles ist präzise auf das Eineinhalbfache seiner gewohnten Ausmaße vergrößert. Ausgestattet mit Überziehschuhen - und auch damit dem gewohnten Verhalten entfremdet - kann der im Verhältnis zur künstlerischen Umgebung vis-à-vis des Alltags nunmehr auch um ein Drittel verkleinerte Besucher den Tisch umwandern - eine Verschiebung der Verhältnisse, die Kindheitserinnerungen wachruft oder an Träume gemahnt (und mehr noch als Spoerris "Fallenbilder" Piplotti Rists vor gut zehn Jahren in Graz ausgestelltes noch viel radikaler überdimensioniertes Video-Sofa in Erinnerung ruft). Den Gegenpart und die Dechiffrierung des Geheimnisses dieser Tischskulptur leistet der zweite Teil der Installation, der sechseinhalbminütige Video-Loop "All together now": In einem komplett schwarz ausgemalten Raum ziehen da, aufgeblasen auf Wandgröße und durch extreme Slow Motion zeitlich scheinbar gelängt, die Bilder besagter dreier Feste vorüber - der Hochzeit, des väterlichen Geburtstags und des Totenmahls. Wie ein Hinweis darauf, dass mit fortschreitendem Altern auch die Illusionen abbröckeln, entwickelt sich das Szenario sowohl was die Akteur betrifft als auch das Ambiente von prachtvoll-eleganter, beinahe dekadenter Pracht über moderne Sachlichkeit hin zu einer nahezu ärmlich-schäbigen, von Gebrechlichkeit und Sonderlichkeit geprägten Stillage. An Handlung passiert fast nichts, außer dem im Film wiederum leicht überhöhten Getändel und Geplänkel, wie es bei festlichen Zusammenkünften üblich ist. Umso spezieller der Dreh, den die Arbeit durch ein simples handwerkliches Momentum erhält: eine fast statische Kameraführung, um die Achse des Stativs und konsequent parallel zur Tischkante: Einmal mehr wird der Besucher dadurch in den Status der Erinnerung oder des Träumens versetzt. Und auch wenn einem die Ausführung dieser Arbeiten, während man sie studiert, in ihrer Perfektion beinahe schon aalglatt vorkommen mag, in der Erinnerung, in den Nachbildern erobern und erarbeiten sie sich ihre Magie spielerisch zurück.

Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Hans op de Beeck - tables ...
24.03 - 22.04.2006

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h


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