Werbung
,

Verrückte Liebe - von Dalí bis Francis Bacon: Sichere Sache

Privatsammler und Ausstellungsmacher passen zusammen wie Ketchup und Pommes frittes. Der eine hat etwas, der andere möchte es zeigen. Und dabei mal eine Ausstellung machen, die sowohl die Besuchermassen lockt, als auch verhältnismäßig billig zu produzieren ist. Wie man die Privatsammlung als Ausstellung vermarktet, hat das Kunstforum seit den Neunzigern vorgemacht und eine spezielle Kombination aus Namedropping und Beschwörung der Aura des sonst unsichtbaren Originals etabliert, der es mit "Verrückte Liebe. Von Dalí bis Francis Bacon. Surreale Kunst aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch" noch immer kreuzbrav folgt. Schon über den langen Titel möchte man sich mokieren: Ganz sicher gibt es nur einen Dalí, daher reicht der Nachname, aber wie viele berühmte Bacons kennt die Kunstgeschichte? Ein verbindlicher Namedropping-Knigge sei hiermit angeregt. Was gezeigt wird, ist sowohl aufregend wie unbefriedigend. Wirklich einen Besuch wert sind die Werke. Ein Phänomen der Namedropping-Blase des Kunstforums und seiner Nachahmer war ja, dass der Besucher unter vielen Werken zweitrangiger Künstler vielleicht bloß ein vereinsamtes Werk des Künstlers vorfand, dessen Nennung im "Von .. bis..." seine Anwesenheit in der Ausstellung erwirkt hatte. Nun, bei "Verrückte Liebe" stimmt die Rechnung. Es gibt sie tatsächlich, die Dalís, die Ernsts, die Giacomettis, die Magrittes, die Picassos. Dazu kommen Werke von Tamara de Lempicka, Frida Kahlo, Leonora Carrington, Leonor Fini, Theodora Tanning, Balthus, Yves Tanguy, Wolfgang Paalen etc. Die Surrealismus-Sammlung der beiden Pietzsch` kann sich sehen lassen. Fein ist auch die Erweiterung in Richtung des Abstrakten Expressionismus, dessen Entstehung dem Surrealismus viel verdankt. In der Ausstellung zu sehen sind dementsprechend Arbeiten von Jackson Pollock, Barnett Newman, Arshile Gorky, Robert Motherwell, Sam Francis u.a., um beim beliebten Spiel des Namedroppings zu bleiben. Enttäuschend ist aber, wie das Ganze ausgestellt wird. Die Anordnung der Kunstwerke berücksichtigt wohl im Großen eine Chronologie und das eine oder andere Thema, lässt aber keine Intensität entstehen. Die Bilder und Grafiken an den Wänden, die Skulpturen im Raum sind nach ästhetischen Gesichtspunkten aufgestellt, die ihren subversiven Intentionen zuwiderlaufen. Die gefällige Hängung glättet, was kantig und unbequem sein sollte, versiegelt die Oberflächen der Bilder, eliminiert ihre Interaktivität, macht sie zu Ikonen. Der Ausstellungsraum der Bank Austria-Creditanstalt verhält sich wie ein Tresor, in dem die Kunstwerke hochversicherte Werte darstellen, die nichts anderes zu tun bekommen als vorgesehene Leerstellen zu besetzen und dabei völlig austauschbar zu sein. Dass es auch ganz anders gegangen wäre, zeigt in der Ausstellung das unvorgesehene Zusammentreffen mit einer Skulptur von Duane Hanson: Surrealismus trifft Hyperrealismus und erzeugt dabei ein elektrisierendes Feld, in dem kurz zu spüren ist, was Kunst können kann. Wenn man sie lässt.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Verrückte Liebe - von Dalí bis Francis Bacon
08.03 - 18.06.2006

BA-CA Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 (1) 537 33/10-17
Email: office@kunstforum-wien.at
http://www.kunstforumwien.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: