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Hans Kupelwieser: Anmutig, aber nicht mutig

Ein halbes Jahr hatte Gabriella Bleich-Rossi die Wiener (Kunst-)Szene-Luft bereits geschnuppert, indem sie Anfang 2005 mit ihrem Programm in Christine Königs Galerie in der Schleifmühlgasse zu Gast war. Die Erfahrung war augenscheinlich eine positive. Denn seit wenigen Wochen darf die Grazerin den Wiener Innenstadt-Standort "Dominikanerbastei 19" als eigene Galerie-Adresse angeben - dieselben Räume, in denen vor einigen Jahren Gabriele Senn (zusammen mit Susanne Hofmann) erste Schritte auf dem Parkett des Kunstmarktes tat. Stahl, eine riesige Glasfront und ein kühler, grau gestrichener Estrich bestimmen den Gesamteindruck des Ausstellungsraums und verleihen ihm einen Hauch von 1990er-Ästhetik. Das geht gut zusammen mit der Hans Kupelwieser gewidmeten Eröffnungsausstellung, der sich im Grunde innerhalb des Systems "Kunstbetrieb" auch erst seit den Neunzigern stark behauptet. Unter diesen Auspizien mutet die Ausstellung geradezu klassisch an - so wie auch Gabriella Bleich-Rossis Entscheidung, ihr Wien-Entree just mit einer Ausstellung von Hans Kupelwieser zu geben. Der ausgehändigte Begleittext zur Schau fokussiert vor allem ein neues Werk: eine nicht unspannende, im hinteren Raum nahezu versteckt präsentierte Serie von Pigmentprints, die Hans Corays Designklassiker-Stuhl "Landi" als gelb, rot und grün überstrahltes Photogramm zum Thema hat. Nichtsdestotrotz verliert sich die Schau allzu sehr in Beliebigkeit, um nicht zu sagen Gefälligkeiten. So beherrscht den Hauptraum eine flach auf dem Boden ausgelegte Gummiskulptur aus der Serie der "Spaghettogramme", dessen Windungen und Verschlingungen auf den Wänden sowohl von geschnittenen Photogrammen, die wie Scherenschnitte zwischen Glas gelegt sind, und großformatigen Mischtechniken aufgegriffen werden. Dem Ensemble gegenüber steht eine konkav gewölbte Stahlplatte, die mittels elektrochemischer Prozesse grau wie ein Fotonegativ (oder wie die Gummiskulptur) eingefärbt ist. Photogramme sowie ein mit Büchern übersäter, emaillierter Tisch mit Kartoffel-Motiven aus Kupelwiesers "Kellerserie" ergänzen im dritten Raum eine Schau, aus der an Radikalität doch weit mehr hätte herausgeholt werden können als ein nettes Ensemble aus Objekten und Flachware.

Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Hans Kupelwieser
24.02 - 30.03.2006

Galerie Bleich-Rossi
1010 Wien, Dominikanerbastei 19
Tel: +43-676-3569 698
Email: galerie@bleich-rossi.at
http://www.bleich-rossi.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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