Manfred M. Lang,
Kunst - ein bequemes Bauernopfer von Fusionen?
Heuer im Herbst fusionierten in Deutschland die DG Bank und die GZ Bank zur
DZ Bank.
Die Aktionäre ? diese halbanonyme gewinnorientierte Besitzermasse ? beschlossen (auf wessen Empfehlung?), auf das Kunstengagement der ehemals DG Bank zu verzichten und die bestehende hochkarätige Sammlung zumindest einzufrieren, wenn nicht wahrscheinlich sogar zu verkaufen.
Eine kurze Nachricht mit für die Kunst weitreichenden Folgen.
Keine Ausstellungen mehr, keine Sammlungstourneen mehr, keine Kataloge mehr, keine Ankäufe mehr.
Kunst fällt einfach kommentarlos den Fusionseinsparungen zum Opfer.
Jetzt könnte man natürlich sagen, tragisch, das betrifft ja nur Deutschland, was geht?s uns an.
Ich befürchte nur, es wird uns bald sehr viel angehen.
Denn auch bei uns wird fusioniert, auch bei uns werden Vorstandsmachtverhältnisse ge- und verändert.
Auch bei uns laufen z.B. bereits Gerüchte, dass die Bayern der Meinung sind, dass die Bank Austria kein Kunstforum braucht, auch bei uns zog sich Meryll aus der Kunstförderung zurück. Nur zwei Beispiele ? aber wahrscheinlich mit Folgewirkung und leider Vorbildfunktion für andere Unternehmen und Firmen.
Und diese Folgen werden schwerwiegend sein, da sich die nulldefizitorientierte Politik ja gerne aus ihrer Kulturfinanzierungsverantwortung verabschieden möchte.
Mit der liebenswürdig vorgebrachten aber kotzig gemeinten einhelligen Begründung, dass ja auch die Wirtschaft etwas zur Kunstförderung beitragen kann/soll und überhaupt.
Wenn es allerdings um die Abschreibbarkeit von Kunst geht ? also um einen Anreiz für die Wirtschaftsunternehmen, dann gibt?s gleich wieder den staatlichen Meinungsjanuskopf. Fördern ja ? abschreiben nein.
Und schon kommen die Aktionäre, diese usw.- Masse und stellt vielleicht nicht ganz zu Unrecht fest: \"nur zahlen ? nix kriegen ? was haben wir davon\". Und sofort ist Schluss mit kulturlustig. Wer braucht auch Kunst, wenn es ums Geld geht, wenn hunderte Arbeitsplätze gefährdet sind.
Die Kulturschaffenden der so genannten Low-Interest-Randbereiche sollten in nächster Zeit genau aufpassen, dass sie nicht unter die finanziellen Räder kommen.
Staatsoper, Musikverein und ein paar Museen halbwegs ausreichend zu dotieren ist keine Kulturpolitik.
Eine verarmte und finanziell ausgehungerte zeitaktuelle Kultur- und Kunstlandschaft rächt sich nicht nur in unserer vielleicht für die mit einem Kurzzeitgedächtnis geschlagenen Politiker nicht absehbaren fremdenverkehrsorientierten Zukunft, sie vermindert vor allem die emotionale Lebensqualität von uns allen.
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