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Pop für die Ewigkeit

Wie schön. Vor zwei Jahren sorgten die ersten Volumes des Directors Label mit den gesammelten Werken von drei der gefeiertsten Regisseuren von Musikvideoclips für erhöhtes Textaufkommen in Fachorganen, weil mit diesen Editionen erstmals drei Produzenten dieser Sorte popkultureller Massenware gewürdigt wurden. Auf Chris Cunningham, Michel Gondry und Spike Jonze folgten diesen Herbst Mark Romanek, Jonathan Glazer, Anton Corbijn und Stéphane Sednaoui. Das freut. Die vier Regisseure der zweiten Serie genießen zwar nicht ganz denselben Ruf wie die ersten drei, doch auch sie haben viel zu bieten. Überhaupt hofft man auf zahlreiche Fortsetzungen. Das Material dazu wird nicht so bald ausgehen. Es ist schon richtig so, dass auch diesem ganz und gar nicht für die Ewigkeit geschaffenen Genre zwischen Werbung, Lifestyle, Kurzfilm und Experiment ein Platz im großen Regal eingeräumt wird. Eine Art Herausforderung sind die Clips von Anton Corbijn: Eine ganze Anzahl davon stammt noch aus den Achtzigern, aus der Sicht des Jahres 2005 für viele ein Jahrzehnt des ästhetischen Schreckens. Interessanterweise ist es das surrealistische Prinzip des unerwarteten Aufeinandertreffens von Dingen, die nichts gemeinsam haben, das sich in ihnen mit der postmodernen Lust am Spiel mit Bildern verbindet. Im Werk Anton Corbijns lässt sich die Entwicklung einer Ästhetik nachvollziehen, die noch heute die anspruchsvolleren Clips auf MTV prägt. Furios geht es auf der DVD von Mark Romanek zu: Die Red Hot Chili Peppers haben Spaß als One-Minute-Sculptures ("Can`t Stop"), Michael Jackson und seine Schwester Janet jetten in futuristischer Montur durchs All ("Scream") und Johnny Cashs gediegene Schuld- und Erlösungsschnulze "Hurt" ist mit angemessenen Bildern orchestriert. Die Clips von Stéphane Sednaoui sind wahre visuelle Orgien. Das Björk-Video "Possibly Maybe", "Lotus" für R.E.M. oder "Disco Science" und "I can`t wait" für Mirwais erweisen sich als Spielwiesen für einen neugierigen und extrem schöpferischen Regisseur, der wirklich viel mit digitalen Bildbearbeitungsmöglichkeiten anzufangen weiß. Aus wieder anderen Gründen freut man sich, dass endlich die legendären Clips "Virtual Insanity" (für Jamiroquai), "Rabbit in Your Headlights" (für UNKLE) und "Karma Police" (für Radiohead) von Jonathan Glazer greifbar sind. In kühlen Bildern werden, besonders in den letzten beiden, Geschichten von existenziellen menschlichen Erfahrungen erzählt. Man kommt sich fast wie im Kino vor. www.directorslabel.com
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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