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Lasst sie lachen.

Tante Mathilde erregt sich gerne. So von ganzem Herzen. Im linken Mundwinkel bilden sich dann winzige Luftbläschen, die manchmal sogar echauffiert zerplatzen. Das passiert nicht oft - aber es passiert. Meist dann, wenn sie sich vor mir aufpflanzt, mir ein Zeitungsfoto vors Gesicht hält und zwischenzähnig "möchte wissen, was der zu lachen hat" zischt. Vorige Woche war es ein Pressefoto von Franz Morak. Tante Mathilde will nicht, dass Franz Morak lacht. Sie will überhaupt nicht, dass Politiker auf Fotos lachen. Bush ist für sie zwar kein Politiker, sondern ein aufgeblasener ... aber dass er lacht, will sie trotzdem nicht. Gott sei Dank ist Schröder nicht mehr Bundeskanzler. Ich glaube, der wurde deshalb so oft lachfletschend fotografiert um Tante Mathilde zu ärgern. Stoiber - ja Stoiber ist ihr lieber - der lächelt bestenfalls. Dass er den Kopf immer eitel nach rechts hinten ruckschleudert stört sie nicht. Das hat sie schon bei Klestil nicht gestört. Merkel allerdings könnte in Zukunft ein Problem werden. "Die lacht auch noch in die Kamera, wenn ihr das Wasser bis zu den Schläfen steht". Am liebsten ist ihr Häupl. "Der lacht nur, wenn es auch was zu lachen gibt". Häupl ist der ideale Politiker für Tante Mathilde. Kozumi lacht auch nie - aber der interessiert Tante Mathilde nicht so sehr. Und über Gusenbauer spricht sie nicht. Egal ob er lacht oder ob er finster blickt. Liebe Glossenfreundinnen und -freunde ich bin sicher, jeder hat in seinem Umfeld eine Tante Mathilde, auch wenn sie im eigentlichen Sinn keine Tante ist. Sagt ihr einfach - problematisch wird es erst, wenn Politiker nicht mehr lachen. Ob ihr Lachen dann ventilig ist, stressig, neidig, schadenfroh oder fletschig - selbst wenn sie in einer beschissenen Sitzung einfach einmal über irgend einen Blödsinn herzlich lachen können - lasst sie einfach lachen. Sie haben ohnehin nichts zu lachen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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