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Erwin Wurm: Moller mollig

Irgendwann hat es dann wirklich gereicht. Erwin Wurms "One Minute Sculptures", dargeboten in allen erdenklichen Ausformungen, konnte man nicht mehr sehen. Natürlich hatten Wissende von Peter Weibel bis Jérôme Sans ihr Loblied darauf gesungen. Dennoch waren sie vor Abnutzungserscheinungen nicht gefeit, vor allem, nachdem Modemagazine und Musikindustrie sie abgekupfert hatten. Jetzt scheint aber Schluss damit zu sein. Allerdings, ein kleines Postscriptum kann sich Wurm nicht verkneifen: Was er früher mit Menschen anstellte, widerfährt nun Objekten. Ein Eames-Sessel, mit Senftuben und Joghurtbechern an die Wand gelehnt. Ein üppig dekoriertes Barocktischerl, auf Wurstsemmeln stehend. Oder ein Stuhl, verkeilt mit einer Margarinedose. Ein wenig vordergründig liegt die Kombination "banaler" Alltagsgegenstände mit teuren Möbeln da schon auf der Hand. Ebenso offensichtlich: das "Fat House". Ursprünglich auf der Art Basel 2004 gezeigt, reflektiert dieses seine Identitätskrise - was in der Galerie mittels Video, aber auch als Schrift auf einem Modell präsentiert wird: "What, if a house is an artwork? Would that mean, everybody would need it twice? One time as a house, and the other time as an artwork?? Dass das Video zum Preis eines Kunstwerks erworben werden kann, verwirrt ein wenig: Sein dokumentarischer Charakter will nicht so recht zu Wurms künstlerischer Praxis passen; eher Derivat als eigenständige Arbeit, scheint es so ziemlich überteuert zu sein. Besonders eingängig sind Wurms deformierte Architekturen - eine Tiroler Berghütte zerfließt zu einer Kuhflade, das Guggenheim-Museum löst sich in eine undefinierbare Masse auf, Adolf Loos? Haus Moller platzt aus allen Nähten. Mag sein, dass das nicht der letzte Schluss der Modernismus-Kritik ist. Die "politische Dimension" dieser neuen Skulpturen, die der Pressetext ins Rennen führt, mögen sie nicht ganz schlagkräftig argumentieren. Aber witzig sind sie schon, die glänzenden Häuser, die mit ihren statischen Schwächen beinahe menschlich wirken.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Erwin Wurm
29.10 - 12.11.2005

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06, Fax: +43 1 513 30 06 33
Email: krinzinger@galerie-krinzinger.at
http://www.galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 11-14 h


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