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Deseos Fluidos - Brasilianische und kubanische Perspektiven zwischen Realität und Fantasie: In Watte gepackt

Die aktuelle Ausstellung in Francesca Habsburgs T-B A21 wirkt ein wenig wie eine Fortsetzung der diesjährigen Biennale von Venedig. Nicht aufgrund der beteiligten KünstlerInnen - einzig Rivane Neuenschwander war (wie bereits zwei Jahre zuvor) in Venedig vertreten. Sondern vielmehr aufgrund jener Hinwendung zum radikal Subjektiven, das die 51. Biennale zu ihrem Hauptakteur gemacht hat. Im Space in Progress nimmt man sich diesmal "Wünschen und Imaginationen" an, die sich fluide, immateriell und transitorisch eben nicht manifestieren. Häufig wird man das Publikum dabei real oder emotional in Watte gepackt. Zum Beispiel kann man sich in Ernesto Netos amorphen Figuren (Lycra, gefüllt mit Styroporkugeln) verschlingen. Oder am weichen Boden in der Installation von Sandra Ramos herumwanken und -lümmeln - und sich dabei in von der Decke hängenden Zylindern Animationen ansehen, die Bildmaterial über die Kolonisation mit hübschen Farbspielen kombinieren. Diese Gedämpftheit, der man sich unweigerlich ausgesetzt fühlt, vermitteln auch andere Arbeiten - wie etwa der Film, den Neuenschwander gemeinsam mit ihrem Bruder Sérgio realisiert hat: Da schwimmen Goldfischlein durchs Aquarium und ziehen kleine Schilder hinter sich her, deren Beschriftungen (wie "my love" oder "kissing") Fragmente eines Liebesbriefs darstellen - und bei aller beabsichtigten Poetik doch vor allem die sprachliche Beliebigkeit derartiger Liebesschwüre offenlegen. Daneben changieren in der Kreuzung zwischen Swimmingpool und Kriegsschiff von Los Carpinteros sachte färbige Lichter - eine Arbeit, die eher ratlos macht als aufrüttelt. Dass für die Ausstellung ausschließlich brasilianische und kubanische KünstlerInnen ausgewählt wurden, tut letztlich wenig zur Sache - welche Rolle das Wünschen und Imaginieren in der jeweiligen Kunstszene und/oder Gesellschaft spielt, lässt sich in der Ausstellung nicht wirklich nachvollziehen. Interaktive Lycra-Figuren, romantisch veranlagte Wasserbewohner: Das könnte genauso aus Europa oder Nordamerika kommen. Geografisch hätte man sich da nicht beschränken müssen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Deseos Fluidos - Brasilianische und kubanische Perspektiven zwischen Realität und Fantasie
23.09 - 23.12.2005

Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (alte Location)
1010 Wien, Himmelpfortgasse 13/9
Tel: + 43 1 513 98 56, Fax: + 43 1 513 98 56 22
Email: office@tba21.org
http://www.tba21.org
Öffnungszeiten: Di-So 12-18 h


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