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Richard Lindner - retrospective: When I\m Sixty-Four

Sein größter Erfolg stammt nicht von ihm. Die Figuren, die \"Yellow Submarine\" bevölkern, all das skurrile und phantastische, bunte und comic-hafte Personal, das gleichwohl niemals von jener Sucht des Verschwindens befallen ist, die die Menschen in den Bildern von Warhol oder Lichtenstein heimsucht, diese poppigen Puppen, die immer präsent und damit richtige Darsteller bleiben, haben einen Chef-Designer, und der heißt Heinz Edelmann. Und sie haben eine Art Modelleur, und der heißt Richard Lindner. Mit den Bewohnern von Pepperland und der Besatzung des gelben Unterseebootes ist in die Alte Welt zurückgekehrt, was aus genuin europäischen Geist ist. Richard Lindner ist 1901 in Hamburg geboren, in Nürnberg aufgewachsen, ist von jüdischer Herkunft und entspricht der einschlägigen Biografie, die aufweist, wer den Mördern entkam. In den USA machte er künstlerisch Karriere. Es war nicht jene, die man damals den Emigranten zuwies, nämlich Vorreiter zu sein für die Abstrakten und die Expressiven. Lindner arbeitet der Pop Art zu, und wenn es einen Beweis gibt, daß die angeblich amerikanischste als amerikanischen Künste ebenfalls vis-à-vis des großen Teichs daheim ist, dann liefert ihn Lindner. Sein Metier ist nicht der Hyper-, sondern der sachliche Realismus. Im Berlin der Zwanziger liegen seine Wurzeln, bei Grosz und Dix und vor allem bei Hannah Höch. Vielleicht sollte man die Pop Art daraufhin einmal genauer betrachten. Genau betrachten kann man Lindner jedenfalls in der Galerie Hilger. Genau, das heißt bei Könnern seines Faches anhand von Zeichnungen und früher Grafik, also an jenen Trägern des Konventionellen, das die Technik-Freaks des Massenmedialen dann gern für überwunden erklären: Allein das \"Porträt des Dichters Verlaine\", datiert 1945, so symbolistisch wie sein Motiv, lanciert Lindner in ausgesprochenster abendländischer Tradition. Wie manche seiner Lebens- und Leidensgenossen war Lindner schon im Pensionsalter, als der Weltruhm über ihn hereinbrach. Es ist, als hätten die Beatles für ihn gesungen, was zu einer der überbordendsten Sequenzen von \"Yellow Submarine\" führte: \"When I\m Sixty-Four\".
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Richard Lindner - retrospective
16.01 - 02.03.2002

Galerie Ernst Hilger
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43 512 53 15, Fax: +43 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15 h


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