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Christian Maryska: Abstraktion der Dauerwurst

Der schick klingende Titel \"bevorraten\" ist aus einer Broschüre des Zivilschutzverbands übernommen, die für den Fall von Reaktorunfällen oder Giftgasalarmen das vorsorgliche Anlegen eines aus 20 Produkten bestehenden Lagers haltbarer Lebensmittel empfiehlt. Das Konzept erinnert an Broschüren aus den 50er Jahren, die empfahlen, sich vor Atombomben zu schützen, indem man seine Aktentasche über den Kopf hält, ist aber ein Produkt der Gegenwart. Christian Maryska nimmt den imaginären Warenkorb beim Wort. Die Strichcodes auf den Packungen der im Supermarkt erworbenen Produkte wurden vergrößert und elektronisch auf grundierte Leinwände übertragen, ergänzt durch Polaroidaufnahmen der Waren im Regal. Das geschlossene System der 20 Produkte ist rein konzeptuell umgesetzt, die abstrakten elektronischen Strichcodes auf eine (pseudo-)handwerkliche Ebene zurückgeführt, bis die Abstraktion wieder gegenständlich wird und die erhabene Melancholie hermetischer Strukturen sichtbar wird. Die Schönheit strenger Ordnungssysteme zeigt sich nicht zuletzt in den subtilen Unterschieden in Länge und Breite der Strichcodes und gewinnt dabei beinahe lyrische Qualitäten. Die 1998 entstandene Serie ist als erste der Ausstellungsreihe \"uncensored\", d. h. unkuratiert und ohne kommerzielle Absichten, in den beiden Schaufenstern des Architekturbüros subbotnik zu sehen, wo sie frappierend mit den Rasterstrukturen des ehemaligen Farbengeschäfts korrespondiert und die je zehn gleichgroßen Leinwände den zehn geätzten orthogonalen Glasornamenten der Eingangstür gegenüberstehen. Während der zwei Wochen, die der Zivilschutz-Vorrat einer Person das Überleben ermöglichen soll, ist \"bevorraten\" bei subbotnik zu sehen. Die Produkte stellten bei der Vernissage das Buffet.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Christian Maryska
18.12.2001 - 05.01.2002

subbotnik architektur
1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 14
Tel: 0043 1 585 32 47, Fax: 0043 1 585 32 47
Email: office@subbotnik.at
http://www.subbotnik.at


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