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Rudolf von Alt: Self-fulfilling prophecy

Wahrscheinlich muss es so sein, dass einer, der als schlechthiniger Vedutenmaler der österreichischen Monarchie gilt, in einer Anlasspersonale, wie es die aktuelle Rudolf-von-Alt-Ausstellung der Albertina zum 100. Todestag des Künstlers ist, in einer Art "self-fulfilling prophecy" als Meister seines Fachs präsentiert wird. Das tut die 180 Werke umfassende Schau denn auch in ganzem Umfang - und stellt damit in nuce an die Kuratorin die Herausforderung, den Hautgout des Akademischen tunlichst klein zu halten. Vorab: Maria Luise Sternath hat sich an übliche museale Standards gehalten - allem voran ein streng chronologischer Aufbau - und diese Schwierigkeit dabei dennoch geschickt gemeistert. So ermöglicht etwa Saal 1, wo einige Blätter des um zwei Generationen älteren, in der Strichführung absolut souveränen, in der Farbigkeit aber doch eher trockenen Carl Schütz sowie von Jakob von Alt, dem Vater und Lehrmeister des Künstlers, diesen in der Tradition der Wiener Vedute verorten, einen durch und durch informativen Einstieg. Dann aber öffnet sich die Schau und lässt Rudolf von Alt selbst spürbar werden. Es folgen Bildblöcke mit Aquarellen und seltenen Ölansichten der ersten Reisen, unter anderem in den 1830ern nach Italien; dann die realistischen, detailreichen "Zimmerbilder"; schließlich die von Ferdinand I. beauftragten "Guckkastenbilder" der schönsten Plätze der Monarchie in und außerhalb Österreichs. Faszinierend an all diesen Arbeiten ist nicht nur die Präzision in der Pinselführung, die von Alt auch in großformatigen Aquarellen souverän beibehält. Viel mehr noch beeindruckt sein durchgängiges Gespür für Farbigkeit. Einen Höhepunkt stellt hier seine Darstellung der "Sonnenfinsternis über Wien am 8. Juli 1842" dar. Vor allem in der Umsetzung atmosphärischer Stimmung ist dieses Aquarell einer Arbeit von Turner oder Monet gleichzusetzen. Jenseits der künstlerischen Meisterschaft dieses österreichischen 19.-Jh.-Aquarellisten ist es vor allem eine solche vereinzelt aufflammende Modernität, die die Schau auch aus Sicht eines zeitgenössischen Kunstinteresses zur Pflichtveranstaltung macht. So schwingt sich der betagte Mann, als ihn Krankheit und Alter am Reisen - bislang Grundlage seiner Erwerbstätigkeit - hindern, in den 1890ern zu einer frappierenden Radikalität auf, die ihn noch für die jungen Secessionisten, allen voran Klimt, zur zentralen Referenzfigur machen sollten. So treibt von Alt in der Arbeit "Apfelbäume in Goisern" aus 1903 (einer der spätesten Arbeiten in der Ausstellung) die Gegenstände fast zur Gänze in Richtung Auflösung. Andere Aquarelle wie zwei Darstellungen der "Eisengießerei Kitschelt in der Skodagasse in Wien" aus demselben Jahr überraschen insofern, als sie durch ihren Realismus die Sujets in einer konkreten Gegenwart verorten, die nichts mehr mit der anheimelnden Idylle der früheren Landschafts- und Stadtansichten zu tun hat.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Rudolf von Alt
09.09.2005 - 15.01.2006

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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