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quod licet

jetzt ist wieder Hoch-zeit für die Kulturschickeria - kaum sind die diversen Prète à Porters in Paris edelfetzig zu Ende gegangen, haben auch schon die Salzburger Festspiele angefangen - diesmal sogar ohne unbotmäßige Eröffnungsrede. Obzwar die Terroristen unsere in Salzburg weilenden/ansässigen PolitikerInnen diesmal geradezu gezwungen haben, das festliche Festspielpublikum mit aktuellen Beziehungswortspenden zu belästigen. Dafür durfte Herr Menasse tags darauf seine Ersatzfestrede am Museumsberg halten. Selbst der ORF war dabei und auf Sendung. So an die 20 Sekunden. Liebe Glossenfreundinnen und -freunde haben Sie diese menasse`sche Kurzwortspende auch gesehen? Ist es Ihnen auch aufgefallen? Das Pickerl auf dem Sakko? Dieses dezente Briefkuvertpickerl? - "suhrkamp verlag" ist drauf gestanden. So ganz bescheiden und unfärbig. Und so einsam. Am Vortag - beim Grand Prix von irgendwo - wie waren doch die Kreisfahrer bunt und unbescheiden von oben bis unten mit Firmenlogos zugekleistert - und dann dieses einsame Pickerl am Menasse. Keine Werbung zierte ihn von der Frankfurter Buchmesse, von Mont Blanc oder Pelikan, keine Kugelschreiberwerbung von Pilot, ja nicht einmal HP oder Sony fühlten sich verpflichtet, ihre Notebooks festrednerisch an den Mann bringen zu lassen. Nur der treueigene suhrkamp verlag zeigte öffentlich Flagge und übernahm vielleicht sogar indirekt die Verantwortung für das von Menasse ohnehin Erwartete. Und dann zeigte der ORF auch noch Herrn Menasse, wie er am Ende hilflos lächelnd den Applaus der vielleicht sogar Gleichgesinnten über sich ergehen ließ. Nicht einmal einen Piccolo Sekt konnte er über die erlauchte Menge spritzen. Ich meine, da war der Unterschied zwischen Kultur und Sport endlich einmal klar zu erkennen. Und dann stand ja noch am gleichen Tag in der Zeitung, dass Hutchinson - sie wissen schon, das sind die mit der "3" - eine Milliarde Euro für die Formel 1 geboten haben. Das ist eine erregend hohe Zahl, die ist fast schon sexuell. Da sollte es doch möglich sein, dass sich irgend ein Konzern findet, der sagen wir einmal eine ganze Million Euro für unsere Schriftsteller locker macht - bezogen auf die Oberfläche des Herrn Menasse und in Relation zum kleinen Werbepickerl wäre das nicht ganz unmöglich. Ich meine, ich glaubs ja nicht - aber wer weiß schon - ich sage nur Evolution - daran habe ich geglaubt - und jetzt sollte plötzlich... - ach was.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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