Werbung
,

Geordnete Verhältnisse: Mühlviertler Studienreise

Allein der Name könnte besser sein: "Festival der Regionen" sagt weder was, noch wo, noch wann. Da ist z.B. die Marke "steirischer herbst" informativer. Allerdings ist das "Festival der Regionen" das leicht interessantere Format für die Gegenwartkunst. Alle zwei Jahre findet diese Veranstaltung in einem anderen Teil von Oberösterreich statt. Unter der neuen Leitung von Martin Fritz hat es heuer weniger Ähnlichkeit mit einem Festival als mit einer lockeren Studienreise, dem Eintauchen in eine bestimmte Lebenswelt. Im Fokus steht dieses Jahr das Obere Mühlviertel, ein Tal vielleicht 25km lang, eingeklemmt zwischen Wäldern und den Grenzen zu Bayern und Tschechien. Die Ortschaften dort heißen Rohrbach, Aigen Schlägl, Ulrichsberg und Schwarzenberg. Martin Fritz gab als Thema "Geordnete Verhältnisse" vor, es konnten Projektvorschläge einreicht werden, eine Jury hat 29 ausgewählt. Bis zum 3. Juli reihen sich diese Projekte nun zu einem Parcours durchs Tal. Es ist kein Skulpturenpark oder Suchspiel wie in Sonsbeek oder Münster, alle Stationen sind gut ausgeschildert. In einem langen Nachmittag hat man das meiste gesehen. In den ausgeführten Arbeiten geht es um Geschlechterordnung, Jugendkultur und Regionalentwicklung. Es sind Resultate von zumeist langen und intensiven Recherchen vor Ort. Beispielsweise führte trafo.K zusammen mit Martin Krenn Workshops mit Jugendlichen durch, heraus kam ein Projekt über die Sponsoring-Pflicht heutiger Schulen. Iris Andraschek & Hubert Lobnig haben einen Film über die sich rapide ändernden landwirtschaftlichen Strukturen gemacht. liquidfrontiers hat für "Hab & Gut - Was ein Dorf kann" auf Grundlage eines Interviewmarathons die Fähigkeiten und Tätigkeiten einer ganzen Ortschaft erhoben. Dank eines großartigen Designs ist aus der Datenmenge eine Art angenehmer Seerosenteich geworden. Ähnlich substanzgesättigt ist auch das Projekt "Testfeld Mühlviertel 2010" der Frankfurter Künstlergruppe finger. Es basiert auf dem regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzept der Gegend: In sechs Hütten werden Panoramen der Gegenwart inszeniert. Auch hier verblüffen die formale Qualität und die Originalität der Grafik. Überhaupt ist erstaunlich, wie oft es den diversen Arbeiten gelingt, Respekt vor dem Untersuchungsgegenstand zu wahren und komplexe Geschichten gut aufzubereiten. Denn modern komplex ist das heutige Landleben allemal.
Mehr Texte von Vitus Weh

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Geordnete Verhältnisse
17.06 - 03.07.2005

Festival der Regionen
Schlierbach, Kirchdorf/Krems, Micheldorf, Klaus a. d. Pyhrnbahn, St. Pankraz, Windischgarsten,
http://www.fdr.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: