Österreichischer Pavillon: Hans Schabus - Das letzte Land: Die Befindlichkeit des Landes
Die Ubiquität an Biennalen und länderspezifischen Kunstrepräsentationsmechanismen kulminiert in ihrer Venedig-Ausgabe seit Jahrzehnten in einem Anspruch an Wichtigkeit und Internationalität, lässt jedoch die Diskursivität um alternative künstlerische Strategien und politische Gegenmodelle zunehmend außen vor.
Bei Hans Schabus` diesjährigem Beitrag zeigt sich als einem der wenigen eine reflexive Haltung gegenüber dem Ort der künstlerischen Repräsentanz und seiner historischen Gewachsenheit. Dieser Ansatz zieht sich bekanntermaßen durch einen Großteil von Schabus` Werk, vor allem seine institutionsspezifischen Installationen, und zeugt daher von einer gezielten Auswahl seitens des Kurators Max Hollein. Was sich wie ein riesiges Militärzelt am Ende der Insel S. Elena ausmacht, verbirgt in seinem Inneren ein in österreichischer Handwerksmanier und mit österreichischem Holz gebautes Holzkonstrukt, das über den eigentlichen, ursprünglich von Josef Hoffmann gestalteten Pavillon gestülpt ist und in unterschiedlichen Treppenkonstellationen begehbar gemacht wurde. An einzelnen Stellen befinden sich Luken, die einen flüchtigen Blick auf die Umgebung eröffnen und allmählich an den Gipfel führen, um schließlich den Blick auf das Biennale-Gelände und die Stadt selbst frei zu legen.
In einem extra eingerichteten "Research Room" zeigt sich Schabus` physische Annäherung an den Ausstellungsort, die mittels Flugzeug über das Kanaltal stattfand und per Video dokumentiert wurde, dazu eine Landkarte mit historischen Bildfragmenten. Sandsäcke am Grund des Gerüstes verweisen als symbolischer Akt auf potenzielle Bedrohung durch einen Anstieg des Grundwasserspiegels. Schabus` "Alpenfestung" als Bollwerk gegen äußere Einflussnahme und gleichzeitige Dekonstruktionsmethode bestehender architektonischer Erfahrungsmomente gelingt es trotz Monumentalität, die Mechanismen selbstgefälliger Repräsentationsformen zu unterlaufen und die historisch bedingten Dramaturgieelemente an Visualität und Physikalität hinter sich zu lassen.
12.06 - 06.11.2005
Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11