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Carola Dertnig: "das steht halt nirgends."

Erstaunlich gediegen ist sie ausgefallen, die Galerie von Andreas Huber, der früher einen der wenigen Offspaces in Wien, eben den "Offspace", mitbetrieben hat. Nach seinen Engagements bei Gavin Brown in New York und Martin Janda bereichert Huber nun mit seinem neuen Raum in der Capistrangasse die Gegend zwischen Gumpendorfer- und Mariahilferstraße. Die Künstlerin, mit der er eröffnet, hat Huber ebenso klug gewählt wie den Standort: Carola Dertnig machte in den letzten Jahren als Kuratorin wie als Künstlerin verstärkt auf sich aufmerksam, nicht zuletzt mit ihrer gelungenen Secessions-Ausstellung im Vorjahr; eine Galerievertretung fehlte allerdings bisher. Zur gesetzten Eleganz der Räume passt das äußere Erscheinungsbild von Dertnigs Fotoarbeiten perfekt: In dünnen schwarzen Rahmen, Passepartout und Glas erscheint die Präsentation fast altmodisch - so etwas würde man eher in der Fotogalerie von Johannes Faber erwarten. Mit "Lora Sana" konstruiert Dertnig eine fiktive Aktionistin: Interviews mit mehreren Akteurinnen im Wiener Aktionismus hat sie zu einem Text amalgamiert, der das Geschlechterverhältnis in dieser mittlerweile "heroischen" Zeit der österreichischen Kunstgeschichte spiegelt. Und da tritt natürlich so einiges zutage: "ich (war) der meinung, dass diese passive opferrolle, in der wir uns damals in der gesellschaft befanden, durch diese aktionen zum thema gemacht wurde. heute bin ich mir nicht mehr sicher. und wenn ich mir die photos ansehe, dann stelle ich eher eine instrumentalisierung meines körpers fest", heißt es da etwa, oder: "manche ideen waren schon von mir. das steht halt heute nirgends". Wie in einer späten Revanche für das jahrzehntelange Vergessen und Verschweigen übermalt nun Carola Dertnig Aktionsfotografien so, dass nur noch die Akteurinnen zu sehen sind. Da schüttet etwa Rudolf Schwarzkogler Ani Brus mit Farbe an - in Dertnigs Bearbeitung verschwindet er unter einem schwarzen Kreissegment; anderswo drängen sich massive Rechtecke ins Bild und geben nur ansatzweise Blicke auf die Frauen frei. Selten hat jemand einen besseren Kommentar zum Machismo des Wiener Aktionismus abgegeben.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Carola Dertnig
03.06 - 23.07.2005

Galerie Andreas Huber
1040 Wien, Schleifmühlgasse 6-8
Tel: +43-1-586 02 37, Fax: +43-1-586 02 37
Email: art@galerieandreashuber.at
http://www.galerieandreashuber.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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