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Allianzenbildung: The Public Art of Living "Soho"

Zum 7. Mal taucht "Soho" das Brunnenviertel in kollektive Euphorie. Markstände, Lokale und Ateliers verwandeln sich zumWunderkammer-Parcours, wo sich in zig Kunstsplittern gebrochen, fremde Lebens-Musik-und (Alb)-Traumwelten erkunden lassen. Zur neuen Kunst-Konsum-location wurde das ehemals jüdische Warenhaus "Osei" (Brunneng.40). Nach der Logik des freien Marktes rückt "no_milk///no_honey" der Flüchtlings-und Obdachlosenproblematik zu Leibe. Rasch und günstig verspricht der praktische "Notpalast" auf Rollen Abhilfe. An Fahrradständern parkbar, präsentiert sich die trendige Minimalliegestatt mit Aussichtsfenster und Klappdach. Wienweite Spontan-Aktionen wie ProbeWohnen und SchauBauen kulminieren am 3. Juni in der Übergabe an einen Obdachlosen. Im "Notpalast" liegt es sich nicht schlecht, Beklemmung bleibt. Dunkelrot-samtig-schaurig überwuchert Gudrun Krampls Riesenspinne Regalrelikte, mit lyrischer Trauer behängte Michael Mendette eine Umkleidekabine: Kinderplastikkameras auf Nylonschnüren zeigen je ein Abrissfoto. Zum Kaufrausch verführen Designer Shirts&Co. Nach der selbstreflexiven Denkpause 2004 setzt "Soho" vermehrt auf Allianzenbildung und sozialpolitische Interaktion, was sich als "public-art" im Programm niederschlägt. Die Plakate "Vorher/Nachher - Önce/Sonra" von Hüseyin Isik verdeutlichen, dass Staatsbürgerschaftswechsel eventuell Lebensumstände, nicht aber die Person verändert, mit akustischer Fremd-Erfahrung konfrontierten Monitore im Friseursalon Marija. Sabine Groschup und Georg Weckwerth lassen hier KünsterInnen Texte ihrer Muttersprache lesen. Untertitellos bleibt nur ohnmächtiges Nichtverstehen oder abstraktes Klangerleben. Im "Bundesministerium für DNAHygiene" (Grundsteing. 44 ) vergeben Renate Pittroff und Christoph Theiler Berechtigungen zum "schuldfreien Aufenthalt in Österreich." Ein Think-Tank steckt in der Fischerecke (Grundsteing. 12). Shoppen ist bei "The best of Immigration" entwicklungspolitisches Statement: Gehörlose und Asylsuchende bedruckten T-Shirts mit trägeridentitätsverunklärenden Sprüchen. Hier nisteten sich u.a. auch der Gastladen.Ex, die Werkstatt für Leistungsabbau und "Ipsum" ein, das bedrückende Foto-Welteinsichten aus Pakistan, Angola etc. zeigt. Gutgelaunt gestaltet sich die bewährte fotografische Selbstinszenierung ungelebter Sehnsüchte in Götz Bury`s Traumfabrik (Grundsteing.15) Ihr Requisitenrepertoire wuchs u.a. um die Pappkameraden Osama Bin Laden, George Bush und "de Luxe"-Kulissen von Jachten und Privatjets an. Was als parasitäre "Re-Publik" (Volker Dienst -architecture in progress, Nicola Borg Pisani, Michael Schultes) am Yppenplatz entsteht, zeigt sich erst ab 4. Juni.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Allianzenbildung
21.05 - 04.06.2005

Soho in Ottakring 2007
1160 Wien, Brunnengasse 68/9
Tel: +43-1-406 41 54-70
Email: contact@sohoinottakring.at
http://www.sohoinottakring.at


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