Thomas Baumann - The Beauty: Tanz mir den Plotter

Markus Oehlen hat ihn, Simon Wachsmuth hat ihn - schier endlos könnte man die Liste jener, die sich outen fortsetzen - den Computer im Atelier. Berührungsängste gegenüber High-Tech Produkten sind passé. Thomas Baumann geht einen Schritt weiter und baut sich eine Malmaschine, die durch mechanische Abläufe und Computerprogramme gesteuert wird. Nach den Geräten zur automatischen graphischen Darstellung von Linien und Diagrammen nennt er sie Plotter. Im Galerieraum streift der Plotter seine Existenz als Malmaschine ab und verwandelt sich in eine poetische Raumskulptur. Wie in früheren Skulpturen arbeitet Baumann auch hier mit Prozessoren, durch die Metallbalken in Bewegung versetzt werden und zu tanzen beginnen. Ihr Aufprallen auf den Boden und die Geräusche der Motoren erzeugen sphärische Klänge. Der Sound überträgt Augenblicke der Stille - bildet Zeitstrukturen. Doch nichts bleibt dem Zufall überlassen. Baumann schreibt seine Programme wie Partituren. Die großformatigen Bildkompositionen in der Ausstellung sind Ergebnisse aus der Arbeit mit dem Plotter. Jedes einzelne der Werke funktioniert selbständig als auch im Ensemble von Tableaus aus industriellen Materialien. Verbindendes Element ist die Sprache der digitalen Programmierung und das künstlerische Potential, den automatisierten Ablauf jederzeit zu stören. Wiederholt greift Thomas Baumann ein, sodaß die Bewegungen von Pinsel oder Bleistift als Prozeß reizvoll sichtbar bleiben. BLOW UP blinkt von der spiegelnden Oberfläche einer Isolationsfolie. Eine Verlagerung von der Spur des Realen auf den Effekt des Realen zeichnet sich ab. Doch wo bleibt der Rezipient? War nicht von einer veränderten Auffassung der Interaktivität die Rede? Die CD-Rom-Projekt \"plot\" als Einstieg in den virtuellen Raum ist des Rätsels Lösung. Sie ist so konzipiert, daß wir zu ProduzentInnen unserer eigenen Bilder und Samples werden.

Mehr Texte von Ursula Maria Probst

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

Thomas Baumann - The Beauty
08.03 - 28.04.2001

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum