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Katrin Plavcak - Besucher aus dem Hier: Wo ist hier?

Die Szene mutet fast biblisch an: Eine Menschenmenge strömt heran und überflutet den Strand. Manche Figuren tragen Umhängetaschen wie Touristen, andere haben Tücher und Schals um Kopf und Schultern geworfen, als wären sie Komparsen in einem Jesusfilm, zwei sind nackt und erheben waagrecht ihre Arme. Woher kommen sie, wohin gehen sie? Auf jeden Fall werden sie wahrscheinlich nicht weit kommen: Schon wird nämlich der Weg versperrt von zwei finsteren Gesellen mit spitzen Kopfbedeckungen à la Ku Klux Klan. Katrin Plavcak hat wieder einmal alle möglichen Bilder - hier eine Szene aus "Apocalypse now", dort Fotos aus Zeitungen - in die Sortiermaschine geworfen. Und diesmal geht es um das Erobern von Raum. Das kann durchaus auch "Weltraum" bedeuten, wie etwa im Gemälde "Sobeks Haus": Der offenkundig ziemlich kühne Ingenieur Werner Sobek hat ein ziemlich futuristisch wirkendes Gebäude entworfen, das genauso aussieht, wie man sich utopische Architektur seit Kiesler vorstellt. In Plavcaks Malerei ist das Haus völlig zum UFO mutiert, schwebt rosa-bläulich im ortlosen Schwarz - Wohnen im Weltraum wie im Science-Fiction-Film. "Leicht, transparent und ephemer" müsse das Haus der Zukunft sein, schreibt Sobek, und der Zusammenhang mit Plavcaks Arbeiten liegt auf der Hand: Handelt doch auch ihre Kunst über altes und modernes Nomadentum vom Ephemeren. Mit einer der oft juvenil-verwirrten Hamburger Schule-Bands gesprochen: Wo ist hier? Diese Frage scheint latent über Plavcaks Arbeiten zu schweben - neben den Gemälden ebenso über ihrer Ansammlung archaischer Gebäude en miniature, dem geloopten Video einer scheinbar endlosen U-Bahnfahrt, dem Kartonturm, in das sie die Wendeltreppe im mezzanin verwandelt hat. Plavcaks Malerei beeindruckt mit ihrem virtuosen Umgang mit Farbe, ihrem Oszillieren zwischen Zeichnerischen und Malerischen und ihrem sensiblen Einsatz von Transparenzen. Die drängenden zeitgenössischen Probleme geht sie auf fast physische Weise an. Wer verdrängt wo wen oder was, wo zieht es uns hin: Politik manifestiert sich über Raum.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Katrin Plavcak - Besucher aus dem Hier
11.05 - 02.07.2005

Galerie mezzanin
1010 Wien, Getreidemarkt 14/Ecke Eschenbachgasse
Tel: +43 (0) 1 526 43 56, Fax: +43 (0) 1 526 91 87
Email: mezzanin@chello.at
http://www.mezzaningallery.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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